Dammkar im Karwendel

Inhalt




Dammkar im Karwendel - 13. Juni 2009

Wir gehen von Mittenwald Richtung Bergbahn. Dort nehmen wir den Steig zur Mittenwalder Hütte hinauf. Da wollen wir übernachten - und am nächsten Tag den Mittenwalder Höhenweg versuchen. Es geht sich auf diesem Weg recht leicht mitsamt den großen Rucksäcken. Auf halber Höhe kommen uns Wanderer entgegen, die uns erklären, dass die Hütte restlos ausgebucht sei. Also steigen wir wieder herunter und fahren mit der Karwendelbahn hinauf. Ich muß zugeben, dass mir diese Gondelfahrten überhaupt nicht zusagen. Ein flaues Gefühl macht sich im Magen breit. Oben wird die volle Gondel einige Meter weit senkrecht nach oben gezogen. Ich bin heilfroh, als wir aussteigen dürfen.

Die Fahrt zur Karwendelbahn-Station (2244m) hat ca. 10 Minuten gedauert. Der Anblick dieser schroff in den Himmel ragenden Gipfel ist atemberaubend. Wir haben unser Klettergeschirr dabei und steigen auf die westliche Karwendelspitze (2385m), von wo der Mittenwalder Höhenweg (Klettersteig) zur Brunnsteinhütte (1560m) abgeht. Dort geniessen wir den gigantischen Panoramablick auf die Gebirgsriesen in Österreich. Ich gehe ein paar Meter weit auf dem Steig, um zu sehen, wie sich das anfühlt. Leider ist heute nicht mein Tag. Ich fühle Schwindel - das rührt vermutlich noch von der recht schmerzlichen Entzündung meiner Verletzung in der Wirbelsäule von einem Sturz im letzten Jahr auf Madeira her, was nun dank der Hilfe meines fähigen Osteopathen langsam ausheilt. Also überlegen wir, ob wir diese Fahrt mit der Gondel auch wieder zurück machen.

Nach ca. 2 Stunden gehen wir langsam zur Bahnstation hinunter. Dort fällt uns ein, dass es einen Tunnel durch den Karwendelgipfel zum Dammkar hinüber geben soll. Ein recht trittfester Naturbursche kam vom Mittenwalder Höhenweg ganz ohne Klettergeschirr. Er riet uns von einem Abstieg über den Dammkar ab. "Zu gefährlich - dort liegt noch zu viel Schnee!" meinte er.

Wir durchqueren den unglaublichen Tunnel, in dem im Winter die Skifahrer rüber zum Dammkar fahren. Wie sie das anstellen ist uns ein Rätsel. Denn auf der anderen Seite hört der Tunnel in einem viereckigen Raum mit einer schmalen Tür plötzlich auf. Eine Gruppe Bergsteiger kommt uns aus dem Dammkar entgegen. Wir fragen sie nach der Wegbeschaffenheit und sie meinen, es sei recht angenehm zu gehen.

So steht unser Entschluss fest, den Weg nicht mehr mit der Gondel zu nehmen (Mann bin ich froh ;-)) - sondern über den Dammkar zur Dammkarhütte und hinunter nach Mittenwald. Der Weg entpuppt sich als recht anstrengend. Überall sind lange Schneefelder - die sind relativ einfach zu gehen. Aber die endlosen Geröllabhänge gehen unglaublich in die Knie und in die Oberschenkel. Wir hatten dieses Jahr noch kaum Gelegenheit zum Trainieren.
Dennoch hat der Weg etwas ureigenes. Hier spüren wir die wilde Gewalt der Gebirge - wo sich die stetige Verwandlung der Natur vollzieht.

Als wir endlich an der Dammkarhütte (1780m) ankommen, sind wir froh, dass das Geröll vorerst ein Ende hat. Wir genehmigen uns ein leckeres Käsebrot (4,00€). Die Hütte macht große Anstrenungen, um die Verpflegung hier herauf zu bekommen. Auf den Toiletten gibt es kein Wasser. Während wir unsere Brotzeit geniessen, erleben wir eine Rettungsaktion. Wie wir später erfahren, musste die Bergwacht in den letzten beiden Tagen in zwei Herzinfarkt-Fällen anrücken!!!

Der Weg nach unten entpuppt sich doch anstrengender, als wir dachten. Das Geröll geht vorerst noch weiter. Irgendwann nach weiteren 200 Höhenmetern entdecken wir einen Abzweig auf einen angenehmeren Steig. Der Fuhrweg durch den Wald, der wenig später beginnt ist recht steil. Ein älterer Bergwachtler kommt hinter uns von der Hütte - er hatte den Helikopter gerufen. Er erzählt uns ein wenig von der Arbeit als Bergwachtler - und wir erfahren, mit welcher Leichtsinnigkeit die Bergwanderer ihr Leben aufs Spiel setzen.
Auch auf der Gondelfahrt hinauf hatte ich einen älteren Mann in der Felswand beobachtet, der wild mit den Händen an der Felswand suchend und fuchtelnd und sehr ängstlich dreinsehend seinen Weg suchte. Er war auf einem sehr schmalen Weg zugange. Der Bergwachtler meinte, dieser Mann habe sich wohl verstiegen. Erst jetzt kommt mir die Idee, dass ich die Leute an der Karwendelbahn in Kenntnis hätte setzen können.

Nachdem der alte Bergfuchs wie ein Wiesel rennt, finden wir bald eine nette "Ausrede", um uns abseilen zu können. Wir wollen einen hübschen Ausblick am Weg - mit Bankerl geniessen. Der Mann grinst schelmisch und wünscht uns noch einen schönen Abstieg ;-))

Als wir unten endlich ankommen, habe wir beide große offene Blasen an den Füssen und spüren unsere Beine kaum noch. Wir freuen uns wie die Kinder auf ein herrlich kühles Fußbad in der Isar. Aber daraus wird vorerst nichts, da die Isar im Ort überall eingezäunt ist. Endlich finden wir ein Plätzlichen ohne Zaun mit einer Felstreppe bis zum kühlen Nass. Wir ziehen uns bis auf die Unterwäsche aus und waschen uns mit mit tropfnassem Lappen am ganzen Körper. Das ist eine unglaubliche Wohltat! Danach hängen wir unsere brennenden Füsse in die Isar, bis sie zu "rauchen" aufhören! Aaah - das tut sooooo gut!

Wir gehen die wenigen Meter zum Zug nach München, der am wenig besuchten Bahnsteig schon auf uns wartet. Wir geniessen die herrliche Abendstimmung und den letzten Blick hinauf zum Karwendel und zur Karwendel-Bergstation - sowie zur Mittenwalder Hütte, die durch die Baumwipfel oben am Wald schimmert.

Während der Zugfahrt mache ich ein paar letzte Aufnahmen der glühenden Berge - und der herrlichen Abendstimmung auf Wiesen im Tal. Links das Karwendelgebirge, rechts das Wettersteingebirge.

Wir werden wiederkommen!"

Auf dem Bild zu sehen:
Gipfel des Karwendel oberhalb der Karwendelbahn-Station, Karwendeltunnel (400m), Gebirgsblumen (Schlüsselblume, Primel, Enzian, Drollblume), Ende des Karwendeltunnels, Dammkar-Einstieg von oben, Helmut und ich auf der westlichen Karwendelspitze, Blick auf das Gebirgspanorama vom Karwendel aus gesehen. Gebirgsdohle, Rettungshubschrauber mit Bergungsmann (hängt aussen am Hubschrauber), Dammkarsteig unterhalb der Dammkarhütte.

Auf dem Karwendel ca. 2350m - Abstieg durch den 400 Meter langen Karwendeltunnel über den Dammkar - an der Dammkarhütte erleben wir eine Rettungsaktion  	   Zum Vergrößern bitte auf das Foto klicken

Auf dem Bild zu sehen:
Blick auf das Isartal vor Mittenwald - ganz hinten Krün und Wallgau. Der Dammkar-Abstieg. Bergwachthütte am Einstieg der Skipiste. Wäsche an der Leine (bei der Dammkarhütte). Käsbrot und Johannisbeerschorle, Blick auf Leiter am Mittenwalder Höhensteig. Blick auf Ferchensee und Lautersee am Hohen Kranzberg - von der westlichen Karwendelspitze aus gesehen. Steig auf Waldhöhe unterhalb der Dammkarhütte. Blick auf den Hohen Kranzberg und Garmischer Gebirge, Bergdohle, Dammkarhütte.


Der Weg vom Karwendel zur Dammkarhütte auf 1780m über den Dammkar  	   Zum Vergrößern bitte auf das Foto klicken
Auf dem Bild zu sehen:
Blick auf dem Bild zu sehen: Blick auf den Dammkarsteig unterhalb der Dammkarhütte. Bahnhof mit Blick auf Gebirge, Abendstimmung in Landschaft vor dem Karwendel, Gebirge bei Garmisch, Isar in Mittenwald, Wettersteingebirge in Abendstimmung, Blumen - Enzian und Drollblume, Blick vom Dammkarsteig Richtung Garmischer Gebirge, Abendlandschaft vor dem Karwendelgebirge, Blick vom Zug Richtung Karwendel, Abstieg vom Dammkar zur Hütte.


Abendstimmung am Bahnhof von Mittenwald - Blick auf die Berge des Karwendel, Wetterstein - und Zugspitz