Die schönsten Gedichte

berühmter Dichte



Gedichte großer Dichter: Übersicht

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Zeit zum Leben

Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche dir Zeit, dich zu freun und zu lachen,
und wenn du sie nützt, kannst du etwas draus machen.

Ich wünsche dir Zeit, für dein Tun und dein Denken,
nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche dir Zeit - nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.

Ich wünsche dir Zeit - nicht nur so zum Verteiben.
Ich wünsche, sie möge dir übrigbleiben
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertraun,
anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schaun.

Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, daß heißt, um zu reifen.
Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen Sinn diese Zeit zu verschieben.

Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche dir Zeit zu haben zum Leben!

Elli Michler
aus 'Dir Zugedacht' -Don Bosco Verlag, München


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Weitsicht

Heute ist der erste Tag
vom Rest meines Lebens.
Heute habe ich die Chance,
meinem Leben die richtige Richtung zu geben.

Heute will ich entscheiden,
was wirklich wichtig ist.

Lohnen sich die Aufregungen über
die Macken der Anderen?

Welchen Streit muss ich durchfechten
und wo ist es klüger nachzugeben?

Ich werde Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden
und Richtiges vom Falschen trennen.

Denn Heute ist der erste Tag
vom Rest meines Lebens.

unbekannter Autor



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Mondnacht

Es war als hätt der Himmel
Die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müsst.

Die Nacht ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht.
Es rauschten leis die Wälder,
so sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus..

Josef von Eichendorff



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Beziehungsweise

Ist es denn nicht möglich,
sich täglich nahe zu sein,
ohne alltäglich zu werden -
voneinander entfernt zu sein,
ohne sich zu verlieren...?

    Beziehungsweise
sich maßlos zu lieben,
ohne sich lieblos zu maßregeln -
einander gewähren zu lassen,
ohne die Gewähr zu verlieren...?

    Beziehungsweise
einander sicher zu sein,
ohne sich abhängig zu machen -
einander Freiheit zu gewähren,
ohne sich unsicher zu werden...?

    Beziehungsweise

Mariss Jochen



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Zwei Seelen

Mensch es wohnen Dir zwei Seelen in der Brust,
versuch nicht eine auszuwählen, da du beide haben mußt.

Bert Brecht



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Heimat finden

einem Wort heißt es:

'Habe Geduld gegen alles Unerlöste in deinem Herzen
und versuche, die Fragen selbst lieb zu haben. Wie verschlossene Bücher und Stuben, die in einer fremden Sprache geschrieben sind.

Suche auch nicht nach den Antworten, die dir nicht gegeben werden können, weil du sie nicht leben kannst. Lebe jetzt die Frage, vielleicht lebst du dann eines Tages, ohne es zu merken, in die Antwort hinein.'

Manchmal fällt es mir schwer, Geduld zu haben wenn ich ungeduldig bin. Manchmal fällt es mir schwer, daß ich mir überhaupt eingestehe und sehe das Unerlöste in meinem Leben.

Was ist unerlöst?
Was schläft noch tief in mir?

Sind es die nie gestellten Fragen, die ich mir nun langsam stellen müsste?

Sind es die bisher unentdeckt schlafenden Begabungen und Möglichkeiten, oder schläft mein Leben, mein ungenutztes, in mir, und ich habe bisher nur für andere Menschen gelebt?

Es macht mir Angst, wenn ich daran denke.

Was kann ich nicht leben, welche Seite fällt mir schwer?
Ist es meine arme, vernachlässigte Seite, jene ganz einfach lustige und Spaßmachende, meine Gefühlsseite - dort, wo es mir gut gehen könnte und wo ich den Zugang nicht finde?

Ja, wenn ich mich nur zuhause fühlen könnte in mir. Heimat, die wohlige Stube in meiner Seele - darf ich's mir leisten, kann ich diese Stube bewohnen - oder muß ich erst jemand um Erlaubnis fragen, ehe ich die Türklinke herunterdrücke?

Unbekannter Autor



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Abschied nehmen

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich einigewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und

gesunde!

aus "Das Glasperlenspiel" Herman Hesse

Das ganze Gedicht


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