Geschichten und Storys zum Nachdenken

Ich armer Regenwurm

RegenwurmBeim Umsetzen des Komposthaufens war ich um das Wohlergehen eines Regenwurms besorgt. Doch bar aller Sinnesorgane kann er weder hören noch sehen, noch Laute von sich geben, so dass folgende Geschichte zwar wahr, aber doch erfunden ist. Er meint:

Mit der Pfleggassensau Rosa wurde dem Saumarkt in Deggendorf ein Denkmal gesetzt, Rinderattrappen zierten den Stadtplatz, Maulwurf Willi wurde für die Baustelle am Luitpoldplatz als Maskottchen auserwählt, Löwen und Adler sind die Hoheitszeichen selbstbewusster Staaten. Uns Regenwürmer findest du in keinem Wappen, ja nicht einmal auf der Titelseite einer Illustrierten.

Da nicht reizend noch majestätisch müssen wir uns im Erdreich verkriechen, so weit ihr dieses noch nicht zubetoniert, vergiftet oder mit euren schweren Geräten total verdichtet habt. Dabei wären wir mehr als jedes andere Tier, eines Denkmals würdig. Bei der Aufbereitung der euch und uns am lebenserhaltenden dünnen Erdkrume vermag unsere Muskelkraft das fünfzigfache unseres eigenen Gewichts in Bewegung setzen. Reporter könnten sich an unserer Wühlarbeit ein Beispiel nehmen, Vom Mist den wir erzeugen einmal abgesehen. Innerhalb von 24 Stunden nehmen wir die Nahrungsmenge auf, die unserem Körpergewicht entspricht.

Schon euer Darwin wies nach, dass in jedem Hektar lockerer, gesunder Ackererde jährlich 20 Tonnen organische und anorganische Stoffe durch den Darm wandern, Sechs Tonnen Stroh und Laub können wir dabei in unsere Röhren ziehen und verarbeiten. Die Pflanzenwurzeln profitieren vom Stickstoff ?, Phosphor?, Kalium? und Calciumgehalt dieses Düngers. Unser umfangreiches Röhrensystem lockert zudem den Boden und erleichtert seine Belüftung und Durchfeuchtung.

Als Recyclingspezialisten sorgen wir für den schnellen Abbau organischen Materials, insbesondere von Pflanzenresten, zu Korn

Kalkzugaben dankbar. Der Oberboden sollte darüber hinaus nie schutzlos, dass heißt ohne Bodendeckung der Witterung ausgesetzt sein. Ihr wisst, je belebter der Boden, umso fruchtbarer ist er. Der entscheidende Träger der Fruchtbarkeit ist der Humus, ein Abfallprodukt pflanzlicher und tierischer Stoffe. Wir sind selbstredend dabei nicht der einzige Fruchtbarkeitsproduzent. Käfer und andere Kleinlebewesen dürfen nicht fehlen. Eure Wissenschaftler haben in einem Liter guter Erde schon an die tausend Springschwänze gezählt.

Zum Überwintern suchen wir frostfreie Bereiche in größerer Tiefe auf. Jeder unseresgleichen verfügt über männliche und weibliche Fortpflanzungsorgane. Trotzdem paaren wir uns nicht um des Spaßes willen. Die Eier legen wir in Kokons ab. Trotz fehlender Sinnesorgane sind wir weder Geschmack? noch gefühllos. Gegen Sonnenlicht, insbesondere ultraviolette Strahlen, sind wir überempfindlich. Ohne feuchte Körperoberfläche würden wir als Hautatmer ersticken. Im Wasser können wir nicht genug Sauerstoff aufnehmen. Frost, natürliche Feinde und euer leichtfertiges Tun machen uns das Überleben beizeiten schwer. Umgraben, Pflügen und Fräsen fordern unter uns viele Opfer durch Quetschen und Zerschneiden. Gülle treibt uns an die Oberfläche, die für uns bei Licht und Trockenheit den Tod bedeutet. Gartler sollten sich auf Grabgabel und Sauzahn beschränken, Angler daran denken, dass wir Lebewesen und keine Sachen zum Aufspießen sind. Wir Regenwürmer sind auf das Wohlergehen des ganzen Planeten bedacht, was ich euch beileibe nicht nachsagen kann. Wenn ihr uns schon nicht verehrt, bitte verschont uns wenigstens. Vielleicht kürt ihr uns auch einmal zum Tier des Jahres.


 
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Brahma, Vishnu und Shiva

Eines Tages stritten sich die Götter Vishnu, Shiva und Brahma darüber, wer wohl der mächtigste unter ihnen sei.

Da erschien ein kleiner Junge bei ihnen. Er hatte einen Strohhalm dabei und forderte Shiva auf, diesen Strohhalm in seinen Händen zu zerstören. Shiva wandte alle seine Kraft an - doch er konnte es nicht fertigbringen. Da bat er Brahma, den Strohalm in seiner Hand zu erhalten. Und so sehr sich Brahma auch anstrengte, er vermochte es nicht. Der Strohhalm löste sich für alle sichtbar in der Hand des Jungen auf. Da bat der kleine Junge Vishnu, den Strohhalm wieder zu erschaffen. Doch Vishnu bemühte sich umsonst, die Hand des Jungen blieb leer.

Da sahen sich die drei verwundert an und erkannten, dass es eine noch höhere Macht über ihnen gab...


 
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Ein Teller Suppe

Teller SuppeIn einer Firmen-Kantine, wo die Angestellten Essen gingen, nahm sich ein Weisser ein Tablett und holte sich eine Suppe. Er ging mit seinem Tablett, um einen geeigneten Tisch für sich zu finden. Als er einen fand, stellte er das Tablett ab und ging, um sich noch einen Löffel zu holen. Dann kam er zurück und erstarrte in der Bewegung. Da saß doch glatt ein Schwarzer und löffelte SEINE Suppe!

Er konnte es kaum fassen, starrte auf den Schwarzen, der ihm ungerührt direkt in die Augen sah. Die Leute ringsrum schienen amüsiert und beobachteten, was nun passieren würde. Der Weisse merkte das und genierte sich, den Schwarzen heftig anzureden. Nach einer Weile, nachdem der Schwarze nicht aufgehört hatte, in aller Ruhe die Suppe zu löffeln, während er ihm unvermittelt in die Augen sah, dachte der Weisse: "Mensch, dort, wo der herkommt, ist es doch üblich, dass man gemeinsam aus einer Schüssel isst. Vielleicht hat er keine Ahnung, wie das bei uns ist und ... ". Er entschloss sich beherzt, sich wieder an SEINEN Teller zu setzen, und in Gottes Namen eben seine Suppe gemeinsam mit dem Schwarzen zu löffeln. So holte er sich noch einen Löffel und setzte sich dazu.

Der Schwarze sah ihn schweigend an. Es war nicht auszumachen, was er dachte oder fühlte. Es war nur ein unglaublich tiefer Blick. Als sie mit der Suppe fertig waren, wollte er aufstehen, um sich eine Hauptmahlzeit zu holen. Da erstarrte er erneut: Auf dem Nebentisch stand einsam und verlassen ein Tablett mit einem Teller Suppe!

Die Geschichte nahm einen erfreulichen Lauf. Der Weisse entschuldigte sich, äußerst peinlich berührt - der Schwarze nahm die Entschuldigung lachend an, der Weisse holte ein Hauptmenü, das sie nun ebenso gemeinsam genossen...


 
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Strolling

Vagabund Eigentlich ist es noch ein Geheimnis, aber ich habe eine neue Fremdsportart entdeckt

Sie macht Spaß, ist gesund und schont Gemüt, Gelenke und Geldbeutel. Denn man braucht dazu lediglich ein Paar ausgetretene Schuhe oder locker sitzende Sandalen, außerdem Landschaft, irgendein Wetter und eine beliebige Jahreszeit. Das gelegentliche Bücken, um Grashalme und kleine Schnecken aus der Zehenzwischenräumen zu pulen, gehört bereits zum Training. Denn der Zweck dieses Sports besteht zur Abwechslung einmal in nichts weiter als an der frischen Luft zu sein und nur ja nicht zu schnell voranzukommen.

"Strolling" nennt sich diese neue "Sportart", das leitet sich vom englischen Wort für "Schlendern" ab. Die Grundregeln sind denkbar einfach: Zeit lassen, durchatmen und mit allen Sinnen genießen.
Eine Katastrophe! Sportvereinsvorsitzende raufen sich die Haare, die Industrie steht Kopf und Ratgeberschreiber sind ratlos: Der klassische Stroller geht einfach aus dem Haus, wann und wie er will - ganz ohne Regeln und vorschriftsmäßige Ausrüstung! Wasserdichte Spezialkleidung gibt es für ihn nicht - wenn es regnet, wird er nass. Er missachtet atmungsaktive Mikrofaserwäsche und trägt Baumwollshirts, damit er die Hitze besser spürt. Seine Schuhe brauchen keine Führungseigenschaften; die bringt er selbst mit. Anders als seine treffgestählten laufenden Kollegen sucht der Stroller in freier Natur nicht schweißnassen Schulterschluss, sondern Inspiration und Einsamkeit.
Der Erfolg kommt schnell: Wer regelmäßig strollt, entwickelt statt Muskeln die innere Stärke, alles locker an sich vorbeiziehen zu lassen, was stoppuhrgetrieben oder herzfrequenzgesteuert durch die Landschaft rollt und trabt. Weiß er doch, dass er es auf den fünfzig Metern von hier bis zum Apfelbaum mittels verschiedenster Schweif- und Trödeltechniken glatt auf eine Dreiviertelstunde bringt - das soll erst einmal einer nachmachen!
Jedem das Seine - wer an dieser Stelle Kontaktadressen und Lektüre zum Thema erwartet, dem sei verraten, dass der neue Trend leider nur meinem Wunschdenken entsprungen ist. Aber das muss ja nichts heißen - vielleicht sehen wir uns demnächst einmal beim Cross-Strolling auf einer duftenden, frisch gemähten Wiese, oder der August-Spezialität für Hartgesottene: dem barfüßigen Stoppelstrolling!
Eines bleibt uns auf jeden Fall immer: ein langer, altmodischer Spaziergang zum Apfelbaum und zurück. Sabine Kumm - aus der Schrot & Korn vom Juni 2002


 
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Schwarze Räuber

Eddie Murphy- eine wahre Geschichte

An einem gewöhnlichen Wochenende in Atlantic City gewann eine Frau einen Sack voll Geld an einem Spielautomaten. Sie machte zusammen mit ihrem Mann im Restaurant des Hotels Mittagspause vom Automatenspiel. Aber zuvor wollte sie das Geld noch in ihrem Hotelzimmer verstauen. "Ich bin gleich wieder zurück und dann gehen wir essen", sagte sie zu ihrem Mann und trug den münzenbeladenen Korb zum Aufzug.

Als sie dabei war, in den Aufzug einzusteigen, bemerkte sie zwei Männer, die schon im Aufzug standen. Beide waren Schwarze.

Michael JordanEiner von ihnen war groß… sehr groß… eine einschüchternde Figur.

Die Frau frohr.

Ihr erster Gedanke war: "Diese beiden werden mich überfallen.!" Ihr nächster Gedanke war: "Sei nicht blöd, sie sehen wie perfekte, nette Gentlemen aus." Aber Schwarze im Doppelpack flößen Respekt ein, und sie blieb vor Angst steif. Sie stand da und starrte auf die beiden Männer. Sie war ängstlich, innerlich erregt und schämte sich. Sie hoffte, dass die beiden nicht ihre Gedanken lesen könnten - aber verdammt - sie mussten bereits bemerkt haben, was sie dachte!!!

Ihr Zögern darüber, ob sie nun zu den beiden in den Aufzug einsteigen würde oder nicht war inzwischen all zu offensichtlich. Ihr Gesicht lief rot an. Sie konnte nicht einfach so tatenlos dastehen bleiben, und so tat sie mit mächtiger Willensanstrengung Schritt für Schritt vorwärts, bis sie im Aufzug stand. Sie vermied Augenkontakt, drehte sich steif mit dem Rücken zu den beiden und hielt die Aufzugtüren im Auge, als sie sich schlossen.

Eine Sekunde verging, eine weitere - wie eine Ewigkeit. Ihre Angst stieg! Der Aufzug bewegte sich nicht. Panik ergriff sie. "Mein Gott", dachte sie "ich bin gefangen und werde überfallen werden!" Ihr Herz überschlug sich fast. Schweiß drang aus jeder Pore.

Dann sagte einer der beiden Männer: "Hit the floor!" Ihr Instinkt sagte ihr, zu tun, was die beiden von ihr verlangten. Der Korb Münzen flog herum, als sie ihre Arme nach oben warf und sie sich auf den Aufzugboden warf. Ein Schauer von Münzen regnete auf sie nieder. "Nehmt mein Geld und verschont mich!", flehte sie.

Weitere Sekunden vergingen. Sie hörte einen der beiden Männer freundlich sagen: "Ma´am, wenn Sie uns nur sagen würden, in welche Etage sie fahren möchten, werden wir für Sie den Knopf drücken!"

Der Mann, der das sagte, hatte leichte Schwierigkeiten damit, diese Worte herauszubekommen. Er musste sich mächtig zusammenreissen, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Die Frau erhob ihren Kopf und sah zu den beiden Männern auf. Sie streckten ihr ihre Hände entgegen, um ihr auf die Beine zu helfen. Ziemlich verwirrt kam sie wieder hoch. "Als ich meinem Freund hier Hit the floor sagte", sagte der Mann in der mittleren Größe "meinte ich damit, dass er den Aufzugsknopf für das Erdgeschoss drücken sollte - Ma´am!" Er sprach in freundlichem Ton und biss sich auf die Lippe.

Es war offensichtlich, dass er es sehr schwer hatte, nicht zu lachen. Die Frau dachte: "Mein Gott, was für ein Spektakel habe ich um mich selbst veranstaltet!" Sie war unfähig zu sprechen. Sie wollte eine Entschuldigung stammeln, aber es fehlten ihr die Worte.

"Wie kannst du dich bei zwei absolut respektablen Gentlemen dafür entschuldigen, dass du dich so verhielst, als ob sie dich hätten ausrauben wollen?" Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

Die drei machten sich daran, die Münzen aufzusammeln und sie in den Korb zurückzulegen. Als der Aufzug ihre Etage erreichte, boten sie sich an, sie zu ihrem Zimmer zu begleiten. Sie schien ein wenig unsicher auf ihren Beinen, und die beiden Männer befürchteten, dass sie es nicht den Flur entlang bis zu ihrem Zimmer schaffen würde. An ihrer Zimmertüre angelangt, wünschten die beiden der Frau einen schönen Abend. Als sie in ihrem Zimmer verschwand, konnte sie die beiden auf ihrem Weg zurück zum Aufzug brüllend lachen hören.

Die Frau bürstete sich den Schmutz vom Gewand und riss sich zusammen, als sie die Treppen zum Abendessen mit ihrem Mann hinunterging.

Am nächsten Morgen wurden ihr Blumen ins Hotelzimmer geliefert - ein Dutzend Rosen. An JEDE Rose war eine zerknitterte "Einhundert-Dollar-Note" befestigt. Auf der Karte stand: "Danke für den besten Lacher, den wir seit Jahren hatten!"

Die Karte war unterschrieben mit:

Eddie Murphy
Michael Jordan


 
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