Kinder

Sexualtäter und Gewalt
von Kindern an Kindern


© Regina F. Rau


Sind es wirklich nur die Erwachsenen, die sich an Kindern vergehen?

Regenbogen-Linie

Lange Zeit habe ich mich von diesen Themen ferngehalten, da auch mein Sohn davon betroffen war. Aber die Schlagzeilen, die ich in den letzten Wochen lese, lassen mich innehalten. Bilder quellen nach oben - es ist Zeit, einmal ein Thema zu behandeln, das mich schon lange bewegt, und wovon die meisten, die sich mit diesem Thema beschäftigen, nicht gerne etwas wissen wollen

KinderaugenSo kam es z.B. vor, dass mir eine Bekannte gestand, dass ihr Sohn im Alter von 6 Jahren im Kindergarten von mehreren Jungs auf der Toilette in eine Kabine gedrängt wurde, wo er die unglaublichsten Dinge machen sollte, wenn er keine "Dresche" beziehen wollte. Dieser Junge eröffnete seiner Mutter seine seelische und körperliche Qual erst sehr spät, weil ihm nicht einmal die Kindergärtnerin geglaubt hatte. Als er es der Kindergärtnerin erzählt hatte, glaubte sie ihm nicht - und er hatte sich zusätzlich blossgestellt, zutiefst gedemütigt und zu allem Unglück auch noch schuldig für das erlebte gefühlt. Der Sohn meiner Bekannten erzählte seiner Mutter später, was vorgefallen war. Ein Junge hatte gerade "Groß" gemacht und sich den Hintern nicht ordentlich abgewischt. Er stellte gebückt hin und die Jungs zwangen den kleinen Buben, ihm den Dreck vom Po abzulecken. Das sei wiederholt vorgekommen. Danach wurde er jeweils öffentlich gehänselt und gedemütigt und er traute sich nicht sich zu wehren, aus Angst, dass die Vorfälle öffentlich - vor allen anderen - behandelt würden.

trauriges KindIch bekam später in meinen Therapie-Sitzungen weitere Vorfälle zu hören, die ähnlich verliefen, von welchen die Kinder ihren Müttern erst berichteten, als sieschon einige Jahre älter waren. Ich bin manchmal sprachlos über das, was ich höre. Noch sprachloser bin ich, wenn ich höre, dass diese Frauen, um Hilfe zu bekommen, wie sie damit umgehen können - diese Dinge mit ihrem Vertrauensarzt oder einem Psychologen erzählen, oder auch ihren Freunden - und von diesen ... wohl um das heikle Thema möglichst schnell vom Tisch zu bekommen ... nur mitleidiges Kopfschütteln ernten und man sie als ein wenig hysterisch und übersensibel bezeuchnet.

In diesem Sinne möchte ich heute sagen, dass wohl manche dieser erwachsenen Triebtäter schon in der frühen Kindheit aggressive Züge zeigen, die auf ein gestörtes Verhalten hinweisen, was den Menschen, die damit konfrontiert werden - nicht genügend alarmierend erscheinen mag.

Ich möchte an die Kindergärtner und Lehrer appellieren, dass sie den Kindern ein Ohr schenken, wenn sie zu ihnen kommen um Zuflucht und Hilfe zu suchen. Und ich möchte darauf hinweisen, das gestörte Verhalten der Eltern zur kindlichen Sexualität nicht unerheblich zu einem solchen Fehlverhalten der Kinder beitragen können. In unserer Zeit kommt es häufig vor, dass Kinder in Verhältnissen aufwachsen, wo die Eltern sich entweder gar nichts zu sagen haben - oder gar aufeinander losgehen - oder seltsame Sexualpraktiken vor den Kindern ausleben.

KinderlachenIch habe tatsächlich von verschiedenen Mädchen aus der Nachbarschaft erfahren, dass ihre Eltern sich vor dem Thema Sexualität so sehr schämen, dass sie es nicht wagen, überhaupt darüber zu sprechen. Und ich war entsetzt darüber, wie wenig sie im Alter von 10 Jahren über das Thema Sex, Zärtlichkeit und Gefühle wussten...

Deshalb plädiere ich dafür, offene, unvoreingenommene Gespräche mit den Kindern in der Schule und angemessen auch schon im Kindergarten zu führen, wo nicht nur über den Körper und die Sexualorgane gesprochen wird, sondern auch über Gefühle und Zärtlichkeit.

Ich wünsche uns allen eine besinnliche Zeit und fröhliche Kinder

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