Heiteres zum Thema
Sport
Strolling
© Sabine Kumm - aus der Schrot & Korn vom Juni 2002
Eigentlich Ist es noch ein Geheimnis, aber ich habe eine neue Fremdsportart entdeckt Sie macht Spaß, ist gesund und schont Gemüt, Gelenke und Geldbeutel. Denn man braucht dazu lediglich ein Paar ausgetretene Schuhe oder locker sitzende Sandalen, außerdem Landschaft, irgendein Wetter und eine beliebige Jahreszeit. Das gelegentliche Bücken, um Grashalme und kleine Schnecken aus der Zehenzwischenräumen zu pulen, gehört bereits zum Training. Denn der Zweck dieses Sports besteht zur Abwechslung einmal in nichts weiter als an der frischen Luft zu sein und nur ja nicht zu schnell voranzukommen. "Strolling"
nennt sich diese neue "Sportart", das leitet sich vom englischen
Wort für "Schlendern" ab. Die Grundregeln sind denkbar
einfach: Zeit lassen, durchatmen und mit allen Sinnen genießen. Der Erfolg kommt schnell: Wer regelmäßig strollt, entwickelt statt Muskeln die innere Stärke, alles locker an sich vorbeiziehen zu lassen, was stoppuhrgetrieben oder herzfrequenzgesteuert durch die Landschaft rollt und trabt. Weiß er doch, dass er es auf den fünfzig Metern von hier bis zum Apfelbaum mittels verschiedenster Schweif- und Trödeltechniken glatt auf eine Dreiviertelstunde bringt - das soll erst einmal einer nachmachen! Jedem das Seine - wer an dieser Stelle Kontaktadressen und Lektüre zum Thema erwartet, dem sei verraten, dass der neue Trend leider nur meinem Wunschdenken entsprungen ist. Aber das muss ja nichts heißen - vielleicht sehen wir uns demnächst einmal beim Cross-Strolling auf einer duftenden, frisch gemähten Wiese, oder der August-Spezialität für Hartgesottene: dem barfüßigen Stoppelstrolling! Eines
bleibt uns auf jeden Fall immer: ein langer, altmodischer Spaziergang
zum Apfelbaum und zurück.
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