Mein geliebter Feind
- Teil 2

"Verzeichen - das Tor zu neuen Horizonten"
die Sprossen auf unserer Leiter

© Regina F. Rau

Friedens-Taube

Vor einiger Zeit bekam ich eine fü meinen Geschmack recht hetzerische E-Mail bezüglich des bekannten Psychologen und Familienaufstellers Bert Hellinger, worin mich der Schreiber unter anderem vor Hellingers Sympathie zu Hitler warnen wollte. Der Schreiber brachte mit seinen Worten Dinge in mir in Bewegung, die ich schon lange einmal sagen wollte. Diese Gelegenheit will ich hier nützen.
Regenbogen-Linie

Ich habe von Bert Hellinger vor vielen Jahren als erstes das Buch "Annehmen, was ist" gelesen. Es fiel mir 'zufällig' in die Hände und ich fühlte mich sehr aufgehoben und verstanden.

Damals steckte ich in einer argen Krise mit Familienangehöigen.
Vermutlich tun das viele, bevor sie mit den Werken von Bert Hellinger oder seiner Arbeit in Kontakt kommen.

Dann fiel mir das Buch von Bert Hellinger "Ordnungen der Liebe" auf. Die detaillierten Aufstellungen, die ich darin fand, stimmten mit vielen Beobachtungen überein, die ich über lange Jahre selbst gemacht hatte und gaben mir neuen Mut über die Art, wie ich meine eigenen schweren Lebenserfahrungen verarbeitet hatte. Bei diesen Familienaufstellungen wird durch fremde Personen die Familiensituation aufgestellt und von den fremden! Personen verblüffend wirklichkeitsnah nachempfunden, so dass der Betroffene die Situation besser überblicken kann (bzw. hilft ihm der Moderator dabei). Es läuft meistens darauf hinaus, dass der Betroffene irgendeine unausgesöhnte Beziehung (meist unbewusst) mit einem Familienmitglied hat. Bei einer solchen Familienaufstellung hat er nun die Gelegenheit, diesem Menschen (es können auch bereits Verstorbene sein) von ganzem Herzen zu verzeihen - oder sich von einem verlorenen Menschen von ganzem Herzen zu verabschieden...

In meiner Vergangenheit war ich mehrmals vergewaltigt worden und hatte eine sehr schwere Kindheit hinter mir. Ich wäe damit wohl NIE fertig geworden, wenn ich nicht aus einem tiefsten Herzens- und Bauchgefühl heraus fü diese Menschen gebetet hätte und ihnen tatsächlich - in meinem tiefsten Herzen verziehen hätte!!!

Das bedeutet nicht, dass ich befüworte, was geschehen ist - oder diese Menschen ruhig weiter machen düfen. Nein - das bedeutet aber, dass kein Hass, kein Groll übrig blieb, wenn ich an sie dachte.

Vielmehr wollte ich offene Aussprachen, sprach auch mit der Kripo darüber. Die fanden das toll und meinten, dass so eine Einstellung selten vorkäme, dass es aber wohl hilfreich wäe, wenn die Opfer mit den Tätern eine Gegenüberstellung mit "echter Aussprache" hätten - also nicht nur reines Ablassen von Wut und Schmerz. Ich fand fü mich heraus, dass mir das Zuhöen, das Einfühlen in den anderen Menschen, der mir Schmerz und Angst zugefügt hatte - äußerst wichtig war. Ohne diese Erfahrung wäe ich vermutlich nicht so leicht mit dem fertig geworden (ganz fü mich allein), was mir widerfahren war.

Ich habe gelesen, dass Bert Hellinger Hitlers Taten verherrliche, etc.. Vielleicht habe ich das missverstanden. Aber ich antworte hier einmal so, wie ich es verstanden habe.

Regina Franziska Rau: Reconnection - Erinnerungen an frühere Verkörperungen
Regina Franziska Rau:
"Reconnection" - Erinnerungen an
frühere Verkörperungen

Bert Hellinger verherrlicht nichts. Er will nur den Menschen klar machen, dass es nie Frieden auf der Welt geben wird, wenn wir nicht, wie Jesus und andere Berühmtheiten, wie z.B. Mahatma Ghandi schon sagten: lernen, unseren Feinden zu vergeben.

Viele Menschen verstehen die Sache mit dem Vergeben falsch. Sie meinen, dass wir, wenn wir vergeben haben, - oder wenn wir fü unsere Feinde beten - einverstanden sind mit dem Schmerz, den sie uns oder anderen zufügen. Das sind wir aber nicht. Wir wandeln diesen Schmerz nur um. Wir gießen unser eigenes "Herzblut" dazu, damit diese schrecklichen Wunden endlich heilen können!!!

Auch ich sehe es so. Solange nicht der letzte Mensch ein Gebet fü seinen Feind spricht, wird es keinen wahren und dauerhaften Frieden auf Erden geben.

Verzeihen - ein Schlüssel zur FreiheitDazu möge man sich auch das Vorbild unseres verstorbenen Papstes vor Augen halten. Er besuchte seinen Attentäter im Gefängnis und verzieh ihm. Das ist nach meinem Dazuhalten gelebte Nächstenliebe! Jesus pflegte in solchen Fällen zu sagen: "Wer Augen hat, der sehe!" oder: "Wer Verstand hat, verstehe!"

Wer es nicht glaubt, kann selbst die Probe machen. Denke an jemanden, den du wirklich hasst oder auf den du große Wut hast. öffne dein Herz und versuche etwas zu finden, was dich auch nur irgendwie in eine Stimmung von Mitgefühl und Einfühlen versetzen könnte. Bete von ganzem Herzen fü diesen Menschen. Wünsche ihm von ganzem Herzen, dass das Licht der Liebe sein Herz entzünden möge. Du wirst selbst erfahren, welches Glück dich augenblicklich durchströmt! Dein ganzes Umfeld wird davon erfasst und schon so mancher hat auch danach noch beglückende überraschungen erfahren.

Ich wünsche dir viel Licht und Liebe im Herzen
Regina


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