|                     | 
           
             geliebte 
              Türkei 
              - 
              Land der süssen Träume 
               
               
              Als ich zum ersten Mal die staubigen Wege 
              deiner Landschaft betrat, 
              lagen deine Städte und Dörfer mit brandigem 
              Dunst auf rauch verschleierten Gassen, 
              es roch nach Tod und Verzweiflung. 
               
              Tausende von Böcken wurden zum Kurban-Fest 
              auf die letzte Reise zum Schächter geführt. 
              Überall floss ihre Seele über das Pflaster -  
              und das Blut ihrer an Zäunen und Bäumen 
              aufgehängten Felle schrie um Erlösung 
              aus der Qualenhölle. 
               
              Die Menschen drückten sich grau 
              durch die kalten, winterverschneiten Gassen. 
              Und mein Herz fürchtete sich vor ihren  
              grimmigen, finster blickenden Gesichtern 
              und verhüllten Gestalten.  
               
              Stürme peitschten die verlassen und  
              gähnend dreinblickenden toten Wohnblöcke, 
              Fenster klapperten im Wind und  
              die Erde stöhnte mächtig und bebte 
              in den Wehen ihrer Umwandlung. 
              Der Frühling kam - und mit ihm 
              wich das düstere Drama einer vom 
              Leben schwirrenden Luft. 
              Betörende Düfte von Kräutern, Blumen, 
              Bäumen und Früchten erfüllten den Tag. 
               
              Sonnengeflutete Pfade luden auf Wanderungen 
              durch ätherischen Atem verströmende Wälder ein. 
              Das Meer funkelte smaragden unter weisskrönender Gischt 
              und erfrischte mit belebender Brise - 
              und ich träumte zwischen lachenden  
              und spielenden Menschen in den Tag hinein. 
               
              Ich schlief in deinen verträumten Pinienwäldern 
              beim Konzert werbender Zikaden, 
              beim silbernen Glanz des Vollmondes und 
              dem Plätschern der leisen Wellen am Strand. 
              In deinen stillen Hainen sass ich zwischen 
              den uralten Oliven und träumte 
              Von der Kraft ihrer Weisheit. 
               
              Die Zeugen der Zeit sprachen mir in den 
              Ruinen der Antike von  
              vergangenen Kaisern, Königen und Heroen. 
              Die Gräber der "Grossen" bezeugten  
              Die Vergänglichkeit aller in blutigen Kriegen  
              erkämpften Macht. 
               
              Der Herbst kam und ich sass in den Zweigen der Feigenbäume 
              und schlemmte von der Süsse und Fülle deines Landes. 
              Der Saft von Granatäpfeln, rot wie Rubine,  
              floss mir wie Wein über die Lippen. 
              Ich liess mich erfüllen vom Geschmack  
              der honigsüssen Maulbeeren und den  
              herrlich prallen und knackigen Weintrauben der wilden Gärten. 
              Die Luft stand gesättigt  
              vom Duft der Himbeeren und Brombeeren,  
              die Gärten gesprenkelt mit den saftigen  
              Farbtupfern der Zitronen- und Orangenbäume. 
               
              An deinem Busen entdeckte ich  
              in den Tiefen meines Innern  
              die herrlich farbenfrohe Welt  
              meiner Kinderseele wieder. 
              Lange verdrängte Gefühle drängten nach oben, 
              entluden sich in sehnsuchtsvollen Kaskaden und Fontänen. 
               
              Neue Welten entstanden vor meinem inneren Auge, 
              unter dem Schatten deiner Bäume sass ich schreibend 
              und malend mit meinem Herzen  - 
              Mit dem Rauschen deiner  
              im ewigen Atem des Ozeans ruhenden Wellen 
              erlebte ich die Dämmerung aus der tiefsten Nacht  
              meines eigenen Schattens  - 
               
              Du herrliches Land  - 
              in dir fand ich neben dem  
              allgegenwärtigen Schatten dieser Welt 
              die Süsse und die Schönheit des (meines) Lebens wieder! 
              Hier strich mich der sanfte,  
              vom Äther der Kräuter und Eukalyptus du- 
               
              Hier sah ich den Frieden, der mich an das Paradies erinnert! 
              Möge Gott dir deine unschuldige Schönheit bewahren - 
              du geliebtes Land  - 
              in dem schon Adam und Eva diese Welt betraten. 
             
                               � 
              Regina F. Rau 
                              Mittwoch, 
              20.08.2003 - Hagen  
           | 
            |