Fünf-Tages Bergtour am Königssee
2012 - September 8 bis 12 - Tag 1

Königssee - Obersee - Wasseralm - Kärlinger Haus
Halsköpfl - Funtensee - Feldkogel - Viehkogel - Saugasse - St. Bartolomä

© Regina F. Rau




Spannende Erlebnisse in den Berchtesgadener Bergen -- TAG 1

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Bericht

o Bericht über die 5 Tage der Berg-Tour:
Königssee - Obersee - Wasseralm - Kärlinger Haus - Saugasse - Heimfahrt
Tag 1 Teil 1 Fahrt per Anhalter - und Ankunft am Königssee
Fahrt über den Königssee - und erste Nacht im Freien am Obersee
Tag 2
Teil 1
- Teil 2
Am Rötbach-Wasserfall - auf dem Rötsteig zur Wasseralmj
Hüttenabend an der Wasseralm
unser lustiger Film: Power-Vital Süssgras Saft am Röthbachsteig
Tag 3
Teil 1
- Teil 2 - Teil 3 - Teil 4
Von der Wasseralm zum Kärlinger Haus am Funtensee
geheimnisvolle "Rettung" in einer Höhle am Fuße des Halsköpfl
Vom Halsköpfl über Schwarzen- und Grünsee zum Kärlinger Haus
Tag 4
Teil 1
- Teil 2 - Teil 3 - Teil 4
Teil 5
- Vroni & Regina
Feldkogel, Baden im Funtensee,
Saugasse (+fröhliches Fotoshooting Vroni & Regina),
Viehkogelsattel und Abendstimmung mit Kräutersalat und Gipfelglühen
Tag 5
Teil 1
- Teil 2 - Teil 3
Morgenbad im Funtensee - Abstieg bei Eisregen und Nebel über die Saugasse und Heimfahrt
FROHKOST-GIPFEL
Donnerstag 13.-16. Sept.
weiter am abenteuerlichen
FROHKOSTGIPFEL 2012 - im Wilden Kaiser, Tirol

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Tag 1 - Samstag 08. September 2012

Per Anhalter von Holzkirchen zum Königssee

Am Abend zuvor habe ich noch jede Menge Trampschilder vorbereitet. Auch ein buntes Schild mit der Aufschrift "Berchtesgaden - Königssee" sollte sich bewähren. Wolfgang fährt uns früh am Morgen bis nach Holzkirchen zum Autobahn-Zubringer. Wir werden relativ zügig von einem sehr netten Mädchen im Cabrio mitgenommen und staunen, wie sie unsere fetten Rucksäcke lässig in den Kofferraum des kleinen Cabrio packt :-) Wir werden am Rasthof Irschenberg herausgelassen, wo wir trotz Fragen, Anhalten, Daumen und Schild hinhalten nach 2 Stunden noch nicht weg sind. Es warten außer uns noch 6 Tramper. LKW-Fahrer würden uns ja mitnehmen, aber es ist Wochenend-Fahrverbot. Zuletzt fragen wir jemanden, der uns dann 20km weiter bis zur nächsten Ausfahrt vor dem Chiemsee mitnimmt. Das hilft tatsächlich. Wir kommen jetzt zügig weiter bis nach Berchtesgaden. Von dort nimmt uns ein Mann mit, der selbst wie ein Einheimischer Bauer aussieht. Als er den Mund aufmacht, staunen wir nicht schlecht. Er ist ein Schwabe. Er ist sehr freundlich und will uns sogar in Königssee noch durch die Fußgängerzone fahren. Doch da ist dann wirklich Ende, denn es sind so viele Leute da, dass es - selbst wenn es erlaubt wäre - Stunden dauern würde, da hindurch zu kommen. Wir bedanken uns höflich und gehen die paar Meter gerne zu Fuß. Und wie bei Universum "bestellt" und bei den Engeln bedankt - sind wir absolut pünktlich zum letzten Schiff. Jetzt ist es 17.03 - Vroni kauft noch die Tickets für uns beide - das Schiff fährt um 17.15 los.

Der Königs-See

wir kamen um 17.02 Uhr per Anhalter gerade rechtzeitig am Anlegeplatz und Ticketschalter für das letzte Schiff an, das um 17.15 Uhr abfuhr. Der Schiffsbegleiter erzählte uns unglaubliches über den See - so z.B. auch, dass er alle 10 Jahre einmal komplett zufriert - wie im Januar 2006 geschehen, wo ca. 60.000 Menschen über den See liefen oder auf Langlaufskiern fuhren - und sogar mit dem Rad über den vereisten See fuhren. Legendär ist auch das Echo vom Königssee. Wer will es nicht auch mal hören - das weltberühmte "Echo vom Königssee"! A.K., der Bootsbegleiter - der uns all diese Dinge erklärte, verzauberte uns mit seiner Trompete und einer wunderschönen Melodie, das herrlich klar von der Felswand zurückschallte. Auch mit dem Flügelhorn wird gelegentlich den Touristen ein Echo-Ständchen gespielt. Früher wurde das Echo mit einem Handböller geschossen. Damals hörte man das Echo bis zu 7 x anschlagen. Aufgrund der Brandgefahr wurde das Böllerschießen auf den Booten verboten.

Bei der Fischunkl-Alm am Obersee

Um 18.00 Uhr kamen wir mit dem Boot in Salet an. Es wurde bereits dunkel - und wir wollten noch einen geeigneten Schlafplatz auf der Seite der Fischunklalm am Obersee finden. Als wir dort ankamen, war es bereits fast 20.00 Uhr. Wir gingen noch zur Alm und fragten dort die herzige Oma, ob wir in der Nähe mit dem Schlafsack nächtigen dürften. Sie erlaubte es uns - wir sollten aber sehen, dass wir uns so bei den Felsen hinlegten, dass die Kühe nicht des Nachts zwischen uns herumliefen. Wir fanden bald einen geeigneten Platz, den wir zwecks Rutschbahnfahrt mit dem Schlafsack auf der Plane bald noch ein wenig verlegten.
Dann ging ich im eiskalten See baden, während Vroni den Kräutersalat aus den von uns auf dem Weg gesammelten Kräutern zubereitete. Es war schon recht dunkel, als wir unser Abendessen genossen. Zwei Kühe kamen und tranken am See… eine unglaublich romantische Szene. Sie blickten zu uns herüber und ich grüßte sie.

Es dauerte nicht lange, da hörten wir es im dunkeln Schnauben. Ich war schon in meinen Schlafsack gehüllt - und hatte den Kräutersalat auf meinen Knien. Im Dunkeln sahen wir aus der Froschperspektive die respektabel anmutende Silhouette einer Kuh vor uns aufragen - die ihren Hals erschreckend lang machte und danach trachtete, unseren leckeren Kräutersalat zu erwischen. Sie schnaubte und machte große Augen und eine seeehr lange Zunge… Wir baten sie freundlich, uns den Salat zu lassen, da sie ja genug davon auf den Wiesen hatte. Da kam auch schon die zweite Kuh. Sie versuchten nun von zwei Seiten, unseren Kräutersalat zu erhaschen. Das Gefühl, so im Dunkeln zwischen den Kühen zu sitzen, ist sehr gewöhnungsbedürftig… Doch die beiden ließen nach mehrmaligem Bitten von ihrem Vorhaben ab - und machten sich wieder auf den Weg zu ihrer Großen Kräutermahlzeit :

Eiskalte Nacht im Freien am Obersee - bei der Fischunkl-Alm

Leider war mir nicht wirklich warm in meinem Schlafsack, aber momentan ging es noch. Wir schliefen so gegen 21.30 Uhr ein. Irgendwann gegen 3.30 Nachts erwachte ich, weil ich zu frieren begonnen hatte. Was ich dann sah, machte mich sofort hellwach. Da schimmerten zwei Lichter sehr hell … so hell, dass ich mich erst orientieren musste. Zuerst fielen mir natürlich die Ufos ein … :-) Die zwei Lichter standen direkt senkrecht übereinander. Ich konnte nicht erkennen, was es war, denn das eine Licht war in etwa dreieckig. Es dauerte eine Weile, bis ich erkannte, dass es der aufgehende Sichelmond war, der da genau zwischen zwei steilen Bergkanten aufging. Darüber der helle Stern Jupiter. Das Gebirge und der See erstrahlte in reinstem Silberlicht. Irgendwo rief ein Vogel. Ich war überwältigt von der Szenerie - und sehr froh, dass auch Vroni wach wurde und sich freute. Ich hatte sie nicht wecken wollen.
Wir schliefen wieder ein - ich schaffte es mittels meditativer Technik, trotz des Frierens immer wieder für kurze Zeit tief zu schlafen. Doch gegen 4.00 Uhr nachts wurde ich wieder wach, weil ich so fror, dass an Weiterschlafen nicht zu denken war. So sinnierte, meditierte und fror ich weiter, bis ich gegen 5.00 langsam aufstand, und eine Runde spazieren ging. Dann packte ich alle meine Sachen. Und gegen 6.30 ging ich zum See baden. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie gut das tut! Ich fühlte mich nachher warm und wohl! Und vor allen Dingen unglaublich gestärkt, trotz der durchgemachten Nacht.

Tag 2 - Sonntag 09. September 2012

Die Fischunkl-Alm (620m - Almfläche bis 720 m)

Vroni wurde auch langsam wach - und wir genossen erst mal ausgiebig die inzwischen schon bis hierher scheinende herrliche Sonne. Dann packte auch Vroni ihre Sachen und wir gingen gegen 10.00Uhr langsam zur Fischunkl-Alm, wo ich gesehen hatte, dass es ein Butterbrot dort gab. Weil ich der Meinung war, dass hier das Brot und die Butter noch selbstgemacht sind - und die Kühe glücklich, aß ich ein solches Brot - weil es früher mal mein Lieblingsfrühstück war - und ich mir immer gewünscht hatte, ein Leben wie "Heidi" zu führen, wollte ich hier einmal ein "glückliches" Butterbrot genießen. Das kleine Mädchen bediente mich schon wie eine Große :-) Die Oma erlaubte uns, ein Foto vom Inneren der Hütte zu machen. Se waren beide sehr herzig.

Danach sah ich die Kälber Mutterseelen allein auf der Wiese stehen und nach ihren Müttern rufen. Das Brot und die Butter in meinem Magen grummelten und suchten Worte der Entschuldigung. Ich entdecke - wie zur Versöhnung neben der Alm viel "guten Heinrich". Ich frage die nette Oma, ob ich mir den Heinrich pflücken darf und sie erlaubt es uns. Da strahlen wir natürlich glücklich! Einige davon landen sozusagen noch als Belag für das Butterbrot - nachträglich in meinem Magen :-)

Auf dem Rötsteig zur Wasseralm

Wir gingen in Richtung des Röt-Steiges, der zur Wasseralm führt - am Rötbach-Wasserfall - mit dem Rang des höchsten Wasserfall Deutschlands - die Höhe wird im Allgemeinen mit 470m angegeben - in Einbeziehung des nachfolgenden Sturzbach-Abschnittes, doch die Begehung unter Berücksichtigung der Höhenmeter ergibt ca. 380m.
Die Alm-Wiese "Fischunkl" (703m) vor dem Steig ist malerisch mit ein paar in deren Mitte stehenden Ahornbäumen , wo die Bergwanderer gern rasten und die Sonne vor oder nach dem Aufstieg genießen.

Der Röt-Steig selbst geht hurtig in die Höhe und wird nach ein paar Kehrtwenden ziemlich schwindel-erregend. Hier erfahre ich, was es bedeutet schwindelfrei zu sein. Auf meinen vielen Übungstouren ging ich bisher meist nur beladen mit Pausen-Obst, Zuccini und "Styropor" (Reis- oder Maispuff-Fladen). Das ist kaum zu vergleichen mit dem Gewicht, das wir heute mitschleppen. Wir haben beide satte 20kg im Rucksack! Ich trage ein Zelt (4kg), 2 Schlafsäcke, Warme Kleidung, Sandalen, 1 Liter Grassaft - 1 kg Pfirsiche - etliche Zuccini, eine Reibe, alles zum Anmachen von Kräutersalaten: Halit Steinsalz, Sesam-Öl, Besteck, Brettchen und Schüsseln… etc. Wie sich am Ende der Bergwanderungen herausstellen wird, habe ich kein Gramm umsonst getragen. Doch die beiden (Sommer)-Schlafsäcke hätte ich ruhig durch einen guten 3-Season-Schlafsack austauschen dürfen!

Ab dem zweiten oberen Drittel des Steiges habe ich beim Fotografieren öfter mal "Bollen", wie man so schön sagt. Ich bin solch steile Steige, wo noch dazu alle paar Meter jemand in der Gegenrichtung vorbei möchte - nicht mit diesem Gewicht gewohnt. Der Rucksack zieht deutlich in die Richtungen, in die man sich beugt. Das will geübt sein. Außerdem ist der Weg auf den Wurzeln und Steinen oftmals noch matschig und rutschig, da es die letzte Woche viel geregnet hat.

Grassaft-Gaudi am Rötbach-Wasserfall

Auf dem Absatz beim Rötbach-Wasserfall angekommen, gönnen wir uns erst einmal eine ausgiebige Pause mit herrlichem Grassaft. Der powert uns wieder mächtig auf. Er ist zwar von gestern - und leicht milchsauer angegoren, aber nicht umgekippt. Er hält, was er verspricht - wir fühlen uns danach wie neugeboren - und fit für den Rest des Abschnitts zur Wasseralm, ca. noch 1 Stunde von hier. Vroni posiert für einen tollen Film über unseren super Grassaft und meint, bisher hätten wir uns ja gegenseitig beim aufpacken des Rucksacks geholfen - doch sie würde jetzt ihren Rucksack alleine hochstemmen. Natürlich müssen wir noch erwähnen, dass wir beide seit einem Jahr an dem Symptom "Kalkschulter" - oder auch "Frozen Shoulder" genannt, leiden. Wir haben uns aber entschieden, dass "Frozen Shoulder" ab jetzt der Vergangenheit angehört. Also dann mal los: Vroni hievt ihren Rucksack … uuuund … bekommt ihn gerade mal kurz gelupft. Dabei macht sie ein unglaubliches Gesicht, das bezeigt, dass sie eigentlich jetzt ein Auto stemmen könnte. Ich muss so lachen, dass mir die Tränen in die Augen steigen. Beim zweiten Anlauf klappt es aber dann doch super! Und so freuen wir uns auf den leichteren Teil dieses Abschnitts bis zur Wasseralm. Hier gibt es auch wieder eine unendliche Vielfalt an Pflanzen. Wir sammeln unterwegs viele leckere Kräuter für unser Abendessen!

Es geht durch märchenhaften Urwald … wir fühlen uns wie im Regenwald, obwohl wir in diesem Leben gar nicht dort waren. Doch die Erinnerungen reichen ja bekanntlich über viele Leben in dieses Leben hinein. Wir freuten uns jedenfalls wie die kleinen Kinder :-)

Ankunft bei der Wasser-Alm (1423m) ... Abendessen: selbstgepflückter Kräutersalat

Um 16.35 Uhr kommen wir endlich bei der Wasseralm an. Der Anblick der Alm von weitem bereitet uns große Freude und Erleichterung. Es war doch ein sehr beschwerlicher Weg mit dem Gepäck auf dem Rücken. So wie es aussieht, gibt es hier oben für uns nichts geeignetes zu Essen. Aber wir haben ja vorgesorgt: Vroni macht sofort wieder leckeren Kräutersalat, während ich - ihr vermutet es gleich - schon nach dem nächsten Eisbach suche. Doch dort sind so viele Leute, dass ich lieber noch warte, bis es dunkel ist. Also gibt es vorher noch leckere Kräuter. Ihr wollt wissen, was drin ist? Labkraut, Huflattich, Krauser Ampfer (den ich entgegen allen Unkenrufen der Roh- und Urköstler) köstlich finde und sehr gerne esse - zumal ich (mit ehemaliger langjähriger schwerer Neurodermitis Erkrankung) auch um dessen gute Heilwirkungen auf die Haut weiß. Auch dem Huflattich schreibe ich persönlich heilende Eigenschaften auf die Haut zu, auch wenn er überall als beliebtes Hustenmittel bekannt ist.
Weiters enthalten in unserer Kräutermischung sind: Löwenzahn, Spitz- und Breitwegerich, der wunderschöne Augentrost (hat es mir angetan), Pestwurzblatt, Frauenmantel, guter Heinrich, Ruprechtskraut (Storchenschnabel), Bachnelke, Kohlkratzdistel (von den Blättern vorher die Stacheln entfernen - indem man rund um das Blatt schneidet), Rossminze + Blüten, Waldziest, Rotklee, Johanniskraut. Vroni hat Tomaten und Eissalat dabei, von dem sie einen Teil hineingibt.

Danach geht es uns deutlich frischer und erholter! Jetzt aber schnell ein Bad nehmen. Ich fühle mich sehr klebrig am ganzen Körper. Der Rötbach bei der Wasseralm ist so eisig kalt, dass ich zwei Anläufe nehmen muss, bis ich mich hineinlegen kann. Er ist deutlich kälter als der Obersee. Ich nehme an, der Rötbach hat hier gerade mal so 4°C "Wärme" - nach dem Bad fühle ich mich wieder warm und wohl!
Diese Nacht haben wir im Lager gebucht, was wir im Nachhinein sehr bereuen, denn in der Nacht röhren hier die Hirsche - und es weht ein herrlich laues Sommerlüftchen. Selbst am Morgen ist es hier oben noch recht angenehm. Dafür habe ich nun die Nacht herrlich bis 6.15 Uhr durchgeschlafen.

Tag 3 - Montag 10. September 2012

Frühmorgens an der Wasseralm - bei der Rötbachquelle

Ich stehe um 06.30 Uhr auf. Doch wir gehen es gemütlich an und gehen gleich erst mal den Aussichtspunkt suchen, von dem man uns erzählt hat, dass er 10 Minuten von der Alm entfernt sei. Der Hüttenwirt meint, es seien mindestens 30 Minuten - doch wir finden den Weg nicht und besuchen dafür den Quellbach der Röt. Wir freuen uns wie kleine Kinder, als wir ihn entdecken. Ich nehme noch mal ein Bad im inzwischen fast versiegten Rötbach. Dieser scheint nur zu fließen, wenn es durch Regenfälle bedingt neues Wasser von den Bergen kommt.
Als wir zurückkommen, sind alle anderen schon weg - es ist niemand mehr da - auch der Gehilfe steigt zum Königssee ab.

Von der Wasseralm zum Aussichtsberg Halsköpfl

Gegen fast 11.00 Uhr essen wir zum Frühstück unsere Pfirsiche und machen uns auf den Weg zur Wasseralm. Der Weg geht durch herrlich märchenhafte Landschaft über einen angenehm steigenden Steig bis zum Aussichtsberg Halsköpfl, der auf einem kleinen abzweigenden Steig in 10 Minuten zu erreichen ist.

Wir kamen auf dem Steig von der "Wasseralm" - und standen nun vor dem Abzweig zu dem kleinen
Aussichtsberg Halsköpfl an der Seite des Weges - von welchem sich ein herrlicher Blick auf den Königssee erhaschen lässt.

Der Halsköpfl (1719m) - Ausblick zum Königssee

Wir stellten unsere Rucksäcke unter den Fichten ab. Vroni meinte, ich solle doch meinen Rucksack zu ihrem dazustellen. Ich fühlte deutlich und sagte es laut: "Auf keinen Fall werde ich meinen Rucksack dort hinstellen". Was das zu bedeuten hatte, sollten wir später noch merken.

Blitzeinschlag - geheimnisvolle Rettung
in der Höhle am Fuße des Halsköpfl

Wir waren gerade unterwegs auf dem Halsköpfl und genossen den herrlichen Ausblick zum Königssee. Es war wunderschönes Wetter und die Sonne schien sehr heiß... Überall flogen fliegende Ameisen herum. Sie setzten sich zu hunderten auf meine orangefarbene Jacke und mein orange-farbenes Tuch, das ich um den Kopf gebunden hatte. Doch es machte mir nichts aus - ich genoss das Kitzeln auf der Haut.
Ich hatte gerade einen Gemsenpfad ausfindig gemacht und war dort ein paar wenige Meter hinunter gestiegen, um die schönsten Foto-Aufnahmen zu machen.
Wieder auf dem Weg, entdeckte ich plötzlich so etwas am Boden wie ein einzelnes Hagelkorn, aber ich konnte mir nicht erklären, wo es herkam...

Als ich wieder bei der Aussichtsbank war, fühlte ich plötzlich einen starken unwiderstehlichen Drang, von diesem Aussichtsgipfel wegzugehen. Vroni meinte, es sei doch so schön gerade jetzt. Ich sagte: "Was auch immer es sein mag, ob die Sonne "zu" heiß ist, ob die fliegenden Ameisen mich evtl.
irritieren, ob es irgendetwas anderes ist - ich fühle deutlich: "Ich muss hier herunter - und zwar SOFORT!"
Ich ging also hinunter zu dem Platz, wo sich die Wege teilen: zurück zur "Wasseralm", hier zum Aussichts-Berg, oder zum "Kärlinger Haus". Vroni kam mit, was mich sehr beruhigte, obwohl ich mich selbst fragte, was mich anleitete, in eiligem Tempo vom Berg herunter zu steigen. Unten bei den Rucksäcken angekommen, schaute Vroni in die Höhle, die wir dort schon beim Hinaufgehen entdeckt hatten. Sie fragte, ob wir dort hineingehen sollten - und sie sagte, sie wolle noch eine Stirnlampe holen. Sie ging und holte eine Stirnlampe und wir stiegen in die Höhle.
Als wir alles inspiziert hatten (nach ca. 5 Minuten) - fragte Vroni, ob wir nun wieder nach draußen gingen. Ich schaute sie an und sagte: "Warte, ich schau mal nach!" Ich hatte ein deutliches "NEIN" in mir - aber der Übung halber wollte ich sicher gehen. Ein Pendel hatte ich nicht dabei, so nahm ich, was ich hatte. Die Kamera an der Schnur sollte genügen. Mein "Nein"-Gefühl wurde bestätigt. Ich sagte: "Nein, komm zurück!" Sie folgte sofort, obwohl sie mich ungläubig ansah. Wir standen nun beide auf ca. 3 Metern unterhalb des Höhleneingangs und in 3 Metern Entfernung davon und schauten beide in Richtung des Höhlenausgangs.

Da Blitzte es am Höhleneingang gewaltig - es war für den Bruchteil einer Sekunde wie eine weiße Wand vor dem Eingang der Höhle und im selben Augenblick folgte ein "PAMMMMMM". Es fuhr uns durch Mark und Bein - es stellte uns die Nackenhaare auf. Uns blieb die Luft weg ... mir standen die Haare zu Berge. All meine Gefühle schienen wie eingefroren, doch ich hatte Tränen in den Augen. Wie ferngesteuert hörte ich mich sagen: "Vroni, ich liebe dich!" und ich sah mich, wie ich sie auf den Mund küsste. Das war alles unglaublich seltsam. Ich hörte mich sagen: "Wir wurden gerettet!" Noch Minuten nach dem Blitz-Einschlag steht mir der "Schock" im Gesicht geschrieben. Ich fühlte mich, als hätte etwas mich von außen nach innen gekehrt. Und: es fühlte sich unglaublich feierlich an!

Vroni sah mich an - und sagte: "Ich hab es selbst gesehen! Wir waren keine Sekunde zu früh in der Höhle!" Das Wetter ging los - es prasselte Hagelkörner so groß wie Fingernägel, es blitzte und donnerte auf dem Halsköpfl, das konnten wir deutlich hören und sehen.

Als es vorüber war, fragte sie, ob wir gehen sollten. Ich hatte das Gefühl, dass wir gehen sollten, doch Vroni meinte, wir sollten noch warten. Ich pendelte mit dem Wanderstock - und wurde bestätigt. Doch Vroni wollte wieder in die Höhle. Ich sagte zu ihr, dass es manchmal gut sein kann, dass man mit dem Kopf etwas anderes meint - und vielleicht noch wartet, obwohl schon "Gehen" angezeigt ist. Und dass diese Zeit vielleicht danach fehlt - oder eng wird…
Doch sie wollte wieder in die Höhle. Gut, dann wollen wir aber die Rucksäcke diesmal mit in die Höhle nehmen. So ging ich mit ihr zu den Rucksäcken. Ihr Rucksack war nass und offen. Meiner stand trocken und war geschlossen. Ich war selbst sehr erstaunt über diese Erkenntnisse und die inneren Führungen.
Wir gingen mit den Rucksäcken zurück in die Höhle. Jetzt tobte ein Eiswind draussen - es wurde immer mehr Hagel. Es hagelte Daumennagel große Körner und es grummelte und donnerte aus der Richtung des Watzmann weiterhin unaufhörlich. Als weitere 20 Minuten vergangen waren, machten wir uns auf den Weg. Überall lagen immer noch viele Hagelkörner herum. ... doch die meisten Hagelkörner waren wegen des warmen Bodens schon geschmolzen und die vor wenigen Minuten noch sonnenbeschienene Landschaft hatte sich dramatisch verändert..

Das Gewitter folgt uns
vom Halsköpfl zum Schwarzen- (1568m) und Grünsee (1393m)

Nach dem Unwetter ist es eiskalt und der Himmel hat sich so zugezogen, dass es aussieht, als sei es schon gegen Abend. Das Gewitter folgt uns dicht auf den Fersen. Es blitzt und donnert unentwegt. Mir ist recht mulmig zumute in dieser Felsigen Gegend. Gerade vor zwei Tagen hatte ich mir - wer weiß warum - etliche Survival-Videos bei youtube im Internet angesehen. Und so wusste ich, dass es nicht ungefährlich war, bei dieser Witterung mit Wanderstöcken bewehrt in diesem Gelände herumzulaufen. Doch der Hagel hatte aufgehört - und das Gewitter war nicht direkt über uns - sondern es tobte noch auf dem Watzmann - und auf den Bergen bei der Gotzenalm. Jetzt verstand ich auch, warum zuvor der Hubschrauber ständig um diese Berge gekreist war. Sie hatten nach Leuten geschaut, die noch dort oben waren. Inziwschen schüttet es in Strömen. Wir haben beide unsere Regenkleidung angezogen.

Der Weg war nun noch mystischer - als er es bisher bereits gewesen war. Innerlich hüpfte mein Herz vor Freude über diese Vielfalt an Erlebnissen und darüber, wie behütet wir in Wirklichkeit waren. Und so schämte ich mich teils auch ein klein bisschen über meine flauen Gefühle, die ich jetzt eine ganze Zeitlang hatte. Der Weg war jedenfalls bei dieser Witterung ein Traum. Auch die morschen, mit Pilzen übersäten Baumstämme wirkten jetzt unglaublich stark und strahlend. Ich liebe die geheimnisvolle Welt der Pilze ... ich hatte auch schon Träume, in welchen lumineszierende, fluoreszierende Pilze mich riefen ...

Schwarzsee und Grünsee

Schon von weitem haben diese kleinen märchenhaften und mystisch anmutenden Gebirgsseen eine magische Anziehung mit ihrem smaragdenen Wasserspiegel. Wie ein große Karbunkel leuchten sie in dieser Landschaft, in welcher man noch Wesen wie Elfen, Zwerge und Elben vermutet. Auch die Pflanzen leuchten - die Luft flimmert von Sattheit und Leben! Hier gehen wir bedeutend langsamer, um alles einzuatmen, die Stimmung ganz in uns aufzunehmen.
Der stille Grünsee liegt wie in einer uralten Sage eingebettet in märchenhafter Landschaft ... wer gut hinsieht, sieht sie tanzen, die Elfen - und die Elben am Ufer Wasser schöpfen...

Alles lädt ein, hier einmal zu verweilen - vielleicht ein bis zwei Tage hier zu sein. Doch für übermorgen ist Schnee angesagt - und wir wollen ja die Gegend rund um den Funtensee beim Kärlinger Haus noch erkunden. Deshalb bleiben wir dieses Mal noch nicht hier.

Es gießt in Strömen, es blitzt und Donnert in der Ferne. Mir ist nicht sehr wohl beim Anblick des Himmels - doch dann fällt mir wieder ein: ein Dank-Gebet hilft auch hier Wunder. Es geht sich danach viel angenehmer :-)

Vom Grünsee zum Kärlinger Haus (1638m)

Als wir bereits einige Zeit nach dem Grünsee aufgestiegen sind, meint Vroni , als wir bei einer Almwiese angekommen sind, dass wir nun die Höhenmeter geschafft hätten - und es nun nur noch einige leichtere Weiten-Meter seien, weil wir die zu erreichende Höhe geschafft hätten. Laut meinem Bauch kann das nicht stimmen, auch wenn sie sich ganz ganz sicher ist. Ich vertraue auf mein Bauchgefühl und sage: "darauf lasse ich mich nicht ein. Ich fühle, dass wir gerade mal die Hälfte der Höhe geschafft haben - und danach richte ich jetzt meine noch verbliebene Kraft ein. Wenn ich mich danach richten würde, dass wir die Höhe geschafft haben - und es dann anders kommt, schaffe ich keinen Meter mehr!" Mein Gefühl sollte Recht behalten. Es wurde immer steiler und die Stiegen und Treppchen immer noch raffinierter. Verglichen mit normalen Treppen wäre eine Stiege dieser Holzsteige hier: 3 Treppenstufen. Das geht ganz schön in die Knie - und ich bin unglaublich froh, dass ich mich auf mein eigenes Gefühl verlassen habe. Denn so habe ich noch genug Kraft - um auch weitere Strapazen noch zu bewältigen, obwohl ich schon ganz schön geschafft bin. Zuletzt gab es sogar Seile zum Festhalten an den Felsen angebracht waren.

Wahrnehmung höherer Dimensionen - Ankunft beim Kärlinger Haus (1638m)

Es wird bereits dunkel, als eine ganze Gruppe Männer an uns vorbeikommen, die uns erklären, dass noch weitere 7 Leute nachkommen. Sie erklären uns, dass es nun zur Hütte nur noch 20 Minuten sind. Jetzt ist es ca. 19.25 Uhr.

Jetzt haben wir die Höhe erreicht. Als wir die letzten Meter über dem Sattel zum Kärlinger Haus absteigen - erblicken wir eine Landschaft, die uns wie zu einer feierlichen Andacht für Momente innehalten lässt. Wir sind von einer sehr hohen Energie durchflutet - wir spüren es beide ganz deutlich. jetzt wirkt die Landschaft und die Stimmung irgendwie entrückt. Wir haben beide das Gefühl, in einer anderen Dimension zu sein.
Uns ist beiden zumute, als müsste jeden Augenblick hier ein Ufo landen - oder irgendetwas Ähnliches geschehen. Die Landschaft wirkt fast wie unwirklich paradiesisch. Wir sehen uns an - und jauchzen beide vor Freude, dass wir genau dasselbe zu sehen und zu fühlen scheinen. Es sieht aus wie in einem riesigen, paradiesischen Park. Ein unglaubliches Tal öffnet sich vor uns. Alles ist wie pastellfarben, sanfte Grasflächen umfluten sanfte Hügel, die mit dunkleren Pflanzen und herrlichen Fichten bewachsen sind. Es gibt glatte, flache Wege, die dazu einladen, geruhsam alles zu erkunden. Wir freuen uns innig über die Aussicht, das alles morgen zu genießen und anzusehen.

Jetzt ist es fast dunkel und es beginnt wie aus Badewannen zu schütten. Der Weg ist jetzt eben - und wirkt so glatt wie ein sanfter Pfad in einem Wald. Ich laufe im Dauerlauf… da taucht vor uns das Kärlinger Haus auf. Auch dieses Gebäude wirkt wie entrückt. Ein unbeschreibliches Gefühl durchflutet mich. Es ist, als sei ich an einem Ort angekommen, der nicht von dieser Erde ist. Auch Vroni empfindet dasselbe. Wir gehen um das Gebäude herum, wo der Eingang ist.

Da liegt der Funtensee wie der "See von Avalon" vor mir. Ich fühle mich völlig entrückt, wie nicht auf dieser Erde. Es ist unglaublich seltsam! Auch Vroni fühlt und sieht es.
Der See liegt in fahlblauem Licht wie mystisch von innen leuchtend direkt hinter dem Gebäude - auf derselben Höhe wie dieses. Es gibt einen breiten Saum (Weg), der um den See herumführt. Überall stehen Leute am Ufer und schauen auf den See und die umsäumenden Berge. Ich bin fasziniert von dem was ich sehe und fühle.
Doch es ist so kalt und ich bin so durchnässt, dass ich mich bald wieder abwende - und ins Gebäude gehe, in dem Glauben, am nächsten Tag dasselbe vorzufinden - und genießen zu können. Es ist jetzt Viertel vor Acht - 19.45 Uhr.

1. Nacht im Kärlinger Haus

Wir warten zusammen mit etlichen anderen völlig durchnässt, bis es um 20.00 Uhr Lagerbetten-Vergabe für die Nichtangemeldeten gibt. Wir bekommen ein Zimmer in welchem 6 Betten stehen. Als wir das Zimmer öffnen, ist es dort schon dunkel. Jemand liest noch mit Stirnlampe. Es ist unglaublich stickig in dem Zimmer und wir entdecken, dass wir unsere Betten auf der Seite haben, wo "nicht" die Fenster sind. Wir wollen sie öffnen, aber alle sind dagegen. Wir retten uns vorerst in die "Gute Stube" der Hütte und zelebrieren den Abend bei heißem Pfefferminz-Tee. Außerdem können wir es uns nicht verkneifen, einen der mit Liebe zubereiteten leckeren Hüttenkuchen zu verköstigen. Wir sind viel zu erschöpft, um uns jetzt einen Salat zu machen.
Der zweite Teil der Truppe, die vor dem Kärlinger Haus an uns vorbeigezogen war, kommt um 23.00 Uhr beim Kärlinger Haus an, nachdem man schon überlegt hat - die Bergwacht zu informieren.=

Schön aufgewärmt von der Hüttenstube und dem guten Pfefferminz-Tee gehen wir wieder schlafen. Am schönsten ist es, wenn die Fenster geöffnet werden dürfen. Wir hatten eine luftlose Nacht, weil wir 2 gegen 4 waren, die bei geschlossenem Fenster schlafen wollten. Gegen 4.00 Uhr früh - schnitt ich mir meinen Weg mit der Machete zur Tür frei. Draußen standen schon etliche andere, die aus eben demselben Grund aus den Betten geflüchtet waren .:-) Es gibt Oropax und Schlafbrillen gegen diverse Sound- und Licht-Angriffe auf Schlafende. Aber Nasenstöpsel, die gleichzeitig gute Luft durchlassen, gibt es noch nicht :-)
Es ist unglaublich, wie hartnäckig wir uns von Leuten diktieren lassen, die ungesunde Lebensweisen für sich gepachtet zu haben scheinen - und bereit sind, damit alle anderen damit schikanieren. Manchmal frage ich mich, warum ich nicht eigentlich in diesem Fall lieber wähle, dass man mich wegen ruppiger Art nicht mag - und dafür frische Luft atmen kann. Ich überlege mir das - für die nächsten Nächte.

Tag 4 - Dienstag 11. September 2012

Der Priester, der seinen "Pilgergang" nicht zu Ende ging

Die Hüttenstube war leer bis auf uns. Wir frühstückten ein paar Früchte und tranken noch ein Kännchen warmen Tee. Die Türe ging auf und ein Mann kam zitternd mit einem kleinen Teller mit Brot, Käse uns Wurst herein. Vroni und ich schauten uns ungläubig an. Wie war dieser Mann hier herauf gekommen? Gehörte er vielleicht zum Hüttenpersonal, das konnte nicht gut sein, denn so wie er beisammen war, konnte er keine gute Hilfe sein. Er ging noch einmal hinaus und kam mit einer Tasse, die er vor Zittern zur Hälft verschüttete - wieder herein. Er schien an starker Parkinson zu leiden.
Wir fragten ihn, woher er gekommen sei. Er antwortete, dass er über die Saugasse von St. Bartholomä heraufgestiegen sei. Ich konnte es kaum glauben. Er erzählte uns, dass er vorhabe, an diesem Tag noch zum "Riemannhaus" (2177m) aufzusteigen. Die Saugasse ist ein Weg, die ich dem betagten Mann mit viel Zeit und Geduld noch zugetraut hätte. Aber der Steig zum Riemannhaus kam mir dann doch stark überzogen vor. Wir schauten ihn ungläubig an. Vroni bot ihm an, dass wir ihn zum Feldkogel mitnehmen könnten, wenn er wolle. Aber er antwortete nicht mehr, sondern beugte sich über sein Wurstbrot und sah aus, als hätte er sich "ausgeklinkt". Wir wunderten uns ein ums andere Mal - ließen ihn dann aber in Ruhe - und machten uns gleich auf den Weg zum Gipfel des Feldkogel - einem herrlichen Aussichtsberg zum Königssee. Wir sollten mit unserer Verwunderung Recht behalten, wie sich später herausstellte.

Wanderung zum Feldkogel (1886m)

Gleich geht es natürlich zuerst mal zum See hinunter. Vroni und ich sind sehr erstaunt. Wie anders stellt sich nun die Landschaft und selbst der Funtensee dar. Es ist unglaublich - wir hatten doch beide gestern dasselbe wahrgenommen! Wir erleben nun alles völlig verändert. Leider gibt es davon kein Foto, weil es schon zu dunkel war. Wir sahen gestern beide dasselbe und fühlten es ähnlich.

Unabhängig von der immensen Abweichung unserer Wahrnehmungen vom Vorabend - war die Umgebung dennoch atemberaubend schön. Jetzt sah die Landschaft zerklüftet und viel wilder aus, als am Abend zuvor gesehen - mit dem wunderschönen Schottmalhorn, der die Szenerie umso malerischer machte. Alles fühlte sich wieder so real und "erdig" an. Dieses Thema hatten wir noch den ganzen Tag über. Es gelang uns nicht, diese Stimmung und diese Gefühle der Landschaft noch einmal abzugewinnen. So waren wir sicher, dass unsere Wahrnehmungen am Vorabend eher eine spirituelle und dimensionale aber reale Grenzerfahrung waren.

Der Weg ging sehr angenehm und sanft über herrliche Gras-Hügel. Je höher wir kamen, desto übersäter war die Landschaft mit unglaublich bizarren, vom Wetter zerfurchten Felsformationen. Ich fühlte mich wie in einer der Landschaften meiner frühen Kindheitswünsche. Von Ferne hörten wir Schafe mit ihren Glocken, vor uns tauchte eine verfallene Alm auf. Es war wieder wie im Bilderbuch - und die Sonne lachte uns so, dass wir es uns kaum vorstellen konnten, dass für Morgen Schneefall angesagt war. Auf halbem Weg kamen uns zwei Männer mit riesen Kamera-Equipment entgegen. Unsere Vermutung, dass sie vom Fernsehen waren, bestätigte sich. Die beiden kamen gerade vom Feldkogel und waren unterwegs Richtung Kärlinger Haus. Kurz darauf kreiste ein Hubschrauber über unseren Köpfen. Ich fotografierte ihn und wunderte mich, das nichts daran hing. Denn von der Wasseralm her wussten wir, dass auch das Kärlinger Haus per Hubschrauber beliefert wird. Der Hubschrauber schien dort zu landen. Nach einiger Zeit stieg er wieder hoch und flog davon. Wir mussten an den älteren Mann denken, dem wir zuletzt in der Stube begegnet waren - und wir beteten für ihn.
(Wie wir nach unserer Rückkehr vom Viehkogel vom Hüttenpersonal erfuhren, handelte es sich bei dem Mann um einen Priester, der tatsächlich die Tour durch die Saugasse bewältigt hatte. Ich fand die Leistung des kranken Mannes enorm. Irgendwie hatten wir das Gefühl, dass er sich noch einen Lebenstraum - oder eine Art letzten Wunsch hatte erfüllen wollen. Die Hüttenleute hatten ihm den Plan, zum Riemannhaus aufzusteigen ausreden können - und den Hubschrauber gerufen, um ihn wieder hinunter bringen zu lassen. Wir konnten uns gut vorstellen, wie dieser sich gefühlt haben mag, als er merkte, dass seine Tour hier zu Ende war - und dass er wieder hinunterfliegen musste… wir wünschten ihm innerlich Gottes Segen.)

Überall gibt es kleine wunderschöne Plätze bei den Fichten … ich bleibe immer wie andächtig stehen und genieße ihre Energie! ich liebe diese Plätze unter Fichten und Kiefern, fühle mich bei ihnen ähnlich wohl wie bei den Sequoias. Ich habe das Gefühl, dass sie ungemein erhellend auf das Gemüt wirken. Es wird gesagt, dass die Kiefern negative Energien der Menschen wegnehmen und transformieren. Das kann ich nur bestätigen! Für mich sind sie schamanische Bäume.

Auf diesem Feldkogel wimmelt es überall von durch die Witterung bizarr geformten Felsen. Durch manche Felsen kann man hindurchsehen :-) Der Name des angrenzenden Berges Glunkerer fühlt sich absolut stimmig an … ich höre diese Steine förmlich glunkern :

Wir kamen oben am Feldkogel-Gipfel an und genossen den Ausblick auf den Königssee und das Watzmann-Gebirge … und auf die herrlichen umliegenden Berge mit ihren zum Teil recht eindrucksvollen Gipfeln, wie z.B. das Ingolstädter Haus mit Dießbachscharte, dem Kleinen und Großen Hundstod, dem Großen Schneiber, die Stuhljoch-Wand mit ihren Geröllhalden.

Hier oben kam auch der zweite Hubschrauber - gegen 12.35 Uhr - mit einem riesen Paket beladen. Er war wohl tatsächlich der Liefer-Hubi, der sowohl die Wasseralm, als auch das Kärlinger Haus beliefert - und auf dem Rückweg den Müll wieder mitnimmt. Ich konnte einige Aufnahmen von diesem herrlich roten Hubschrauber sichern.

Während Vroni es sich für ein Schläfchen gemütlich machte, ging ich derweil in dem Felslabyrinth spazieren, um herauszufinden, ob von einer anderen Stelle aus ein Blick auf den Grünsee - und vielleicht auch auf das Kärlinger Haus zu erhaschen sei. Aber das blieb mir verwehrt. Ich entdeckte viele spannende Nischen und steile felsige Abgründe - aber dahinter verbargen sich nur immer noch mehr bizarre Felsen, über die zu klettern sehr anstrengend war, da sie sehr zerklüftet waren. Jeder Tritt muss wohl überlegt sein, auch wenn es immer wieder grasige Flächen gab, weil darunter auch tiefere Löcher im Felsen verborgen sind.
Als ich von meiner kurzen Exkursion zurück kam, traf ich wieder auf das Fernsehteam. Diesmal die beiden TV-Männer von vier weiteren Männern begleitet, darunter auch ein Bergführer. Wie sich später am Abend herausstellte, hatten die beiden eine stundenlange Exkursion mit Filmerei durch dieses Fels-Labyrinth hinter sich. Echte Knochenarbeit nebst Abseilen, etc. mit Kamera und Equipment. Der Kameramann erklärte uns - nicht ohne sein Bedauern und Missfallen zum Ausdruck zu bringen - dass davon später gerade mal 8 Minuten in einem Film zu sehen seien. Der Rest sei für die "Mülltonne". Ich hätte mir diese Filme liebend gerne angesehen!
Wir wanderten langsam und gemütlich wieder hinunter und schlugen uns unterwegs mit Blaubeeren die Bäuche voll - außerdem sammelten wir auch schon wieder jede Menge leckere Kräuter für unser Abendessen.

Bad im eiskalten Funtensee

Wir waren unten am See angelangt. Er war glatt wie ein Spiegel … alles spiegelte sich darin so genau, dass ein Eintauchen in diesem See - einem Auftauchen in den Raum gleich kam. In einiger Entfernung standen ein paar Leute, die sich aber nicht zu trauen schienen. Das Wasser war kalt - aber längst nicht so eisig wie das Wasser des Rötbaches am Vortag. Das Wasser fühlt sich so gut an, dass ich ein paar Runden schwimme. Ich schaue eine Weile in das glasklare Wasser und fühle es an meinen Beinen und Füssen kitzeln. Da entdecke ich eine ganze Schaar Elritzen, die an meinem Fuß knabberten. Sobald ich in der Bewegung inne hielt, dauerte es kaum ein paar Sekunden, waren sie schon da. Ich amüsierte mich eine Weile mit ihnen und genoss es, dass sie sanft meine Haut beknabberten, dann ging ich nach fast 15 Minuten aus dem Wasser und ließ mich von der Luft trocknen, die sich - bedingt durch den Aufenthalt im kalten Wasser - nun richtig warm anfühlte.

Wir gingen zurück zum Kärlinger Haus. Dort überlegten wir eine Weile hin und her, weil der Wetterbericht seit gestern für gegen Abend und morgen viel Schnee ab 1200m angesagt hatte. Ich fühlte innerlich nach und pendelte, um sicher zu sein. Mein Bauch sagte: es bleibt schön! Und so buchte ich sofort zwei Lagerbetten mit Fensterplatz in einem anderen Raum. Vroni freute sich von Herzen über meine Entscheidung. Viele der Leute, die noch für ein paar Tage gebucht hatten, sagten ab und stiegen hinunter zum Königssee. Aber es gab auch ein paar Unerschrockene, die bereits am frühen Morgen zu weiter oben gelegeneren Hütten mit langem Tagesmarsch aufgestiegen waren.

Wanderung zur Saugasse
Steig vom Königssee, St. Bartholomä zum Kärlinger Haus

Nachdem wir bis Nachmittag - nebst höchst erfolgreicher Foto-Session - eine herrlich entspannte Zeit auf dem Feldkogel verbracht hatten, entschieden wir uns dazu, auch noch die andere Seite des Funtensees zu erkunden - und zumindest eine Strecke weit den Steig zum Viehkogel hinaufzugehen. Zuvor wollen wir aber noch einen Blick in die Saugasse werfen, über die wir morgen nach St. Bartholomä zum Königssee absteigen wollen. Der Weg ist höchst malerisch, hier müssten sich Maler, Dichter und Denker - aber auch Musiker höchst inspiriert fühlen, wie überhaupt von der ganzen Umgebung in diesem Gebirge.
Wir verbringen einige Zeit bei einem lauschigen Bänkchen unter einer Fichte und gönnen uns eine kleine persönliche Foto-Session. Nach einem Spaziergang auf ein paar weiteren Kehrtwenden drehen wir um, wir wollen ja noch den Steig zum Viehkogel zumindest bis zum Sattel hinauf.
Regina & Vroni: Bilderbuch-Fotosession

Ausflug zum Fuß des Viehkogel - Richtung Ingolstädter Haus (2158m)

Der Steig war zwar bald recht steil und anstrengend , aber meine Neugier war noch immer ungebändigt - und so beeilten wir uns, damit wir noch vor Sonnenuntergang den Sattel erreichten und noch ein paar schöne Eindrücke mit der Kamera einfangen konnten.

Gipfelglühen - und Abendessen am gesegneten Bankerl

Wir wurden mit atemberaubend schönen Eindrücken in der untergehenden Abendsonne belohnt - und fanden zuletzt auch noch ein herrlich und lauschiges Bänklein, um dort unsere über den Tag gesammelten Kräuter wieder zu einem Salat zuzubereiten und in aller Stille zu genießen. Die Stimmung dort vor dem geheimnisvoll leuchtenden Funtensee legte sich leise und schillernd in unser Herz hinein, während wir uns unsere wunderbare Kräuter-Abendmahlzeit mit allen Sinnen schmecken ließen. Der Himmel hatte sich - wie "bestellt" vollkommen aufgeklärt, was auch auf den Abendfotos zuletzt zu sehen ist. Als wir im fast Dunkeln immer noch dort saßen, bemerkte ich eine große weiße Wolke, die wie ein weißer Teddybär - über die inzwischen dunklen Berg-Silhouette kroch. Ich sagte leise: "du kannst ruhig dort drüben bleiben. Ich danke euch, ihr lieben Engel - dass ihr uns erlaubt, dass wir morgen früh bei gutem Wetter aufstehen - und noch ein wenig die Gegend um den See erkunden dürfen, bevor wir dann absteigen. Ihr dürft ruhig wettern, wenn wir zwei Drittel des Weges von der Saugasse hinter uns haben…!" In der Teddy-Wolke "wetterte" es gewaltig. Wir sahen immer wieder Blitze, welche die gesamte Wolke erhellten. Zuerst hörten wir noch das Donnern, dann blieben die Donner aus. Das bedeutete, dass das Gewitter wie gewünscht drüben überm Berg blieb. Unser Tal blieb trocken, das Gewitter blieb auf der anderen Seite. Ähnliches hatten wir im letzten Jahr bereits auf dem Stripsenkopf im "Wilden Kaiser" Gebirge in Tirol erlebt. Wie ihr selbst auf den Fotos sehen könnt, sind die Wolken, die auf ein paar Fotos früher noch zu sehen sind - inzwischen vollständig verschwunden. Auch diese große weiße Teddy-Wolke und die Blitze sind auf den Fotos anschließend zu sehen.

Im Kärlinger Haus wärmten wir uns noch mit einem Kännchen Pfefferminztee auf und machten uns dann auf zu unseren Lagerbetten… diesmal freuten wir uns wie kleine Kinder über unseren Fensterplatz. Das Fenster war schon weit geöffnet, als wir kamen :-) Die Nacht schlief ich entsprechend tief und fest … und endlich einmal ohne Unterbrechung durch.

Tag 5 - Mittwoch 12. September 2012

Morgenbad im Funtensee

Am nächsten Morgen war der Himmel bewölkt - aber es regnete nicht - und wir freuten uns wie die kleinen Kinder. Wir gingen schon früh wieder zum See um zu baden. Obwohl es heute schon deutlich kühler war als gestern, war das Bad immer noch ein Hochgenuss - vor allem in dieser hochromantischen, Nebelschwaden umhangenen Gebirgslandschaft, die nun wirkte wie eine Kulisse aus einem Elfen-, Elben- und Feen-Buch. Nach dem Bad gingen wir den letzten Teil des Sees, den wir noch nicht gesehen hatten und auch hier wurden wir nicht enttäuscht.

Abstieg vom Kärlinger Haus über die "Saugasse"
zum Königssee bei St. Bartholomä

Wir wären gerne geblieben, doch mussten wir für dieses Mal den Abstieg antreten. Denn auf mich wartete schon mein "Frohkostgipfel" auf dem Stripsenjoch im Wilden Kaiser in Tirol. Dort wollen wir gemeinsam 4 Tage mit Rohkost und lieben Leuten verbringen.
Wir packen zusammen und genießen die Momente vor dem Abstieg. Gegen 9.00 Uhr gehen wir vom Kärlinger Haus über den unglaublich malerischen Steig, den wir bereits am Vortag eine Strecke lang ausprobiert hatten.

Gleich zu Beginn müssen wir unsere Regenjacken anziehen, denn es hat begonnen zu regnen, wenn auch die Luft noch recht angenehm warm ist. Als wir bei der Saugasse ankommen, beschließen wir zu joggen, was mitsamt den Rucksäcken erstaunlich angenehm funktioniert. Bald kommen wir zu einer sehr steilen Schlucht. Der Steig sieht sehr bedrohlich und imposant aus - ist aber der einfachste von allen Steigen, die hier zum Kärlinger Haus hinaufführen. Ein schöner breiter Weg, der durch die vielen breiten Kehrtwenden, mit welchen er sich durch die "Saugasse" windet, angenehm zu gehen ist. Dort, wo es sehr steil ist, gibt es offensichtlich gelegentlich auch Steinschlag. Deshalb ist es hier auf der Strecke durch die Kluft wohl eigentlich ratsam, einen Helm zu tragen. Es gibt 3. Rastplätze, die den Steig in verschiedene Etappen teilen. Beim zweiten Rastplatz endet der Serpentinenweg und es beginnt eine herrliche Wanderung durch märchenhaften "Regenwald". Hier gibt es herrlich leuchtende Moose und Farne - und überall kleine Höhlen. Kurz vor dem dritten Rastplatz haben wir die "Sau" gefunden. Sie grast hier im Dickicht ... in der Nähe der Schranbachalm. Natürlich ist es ein Felsen, der einsam und hellgelblichrosa im grünen Dickicht steht. Gerade mal so groß wie eine richtige "Sau" :-) Außerdem beginnt hier bei der Schranbachalm ein weiterer Serpentinenweg, der
durch steiles Gelände führt, auf dem der Weg teils mit Beton flächig eingeebnet wurde. Hier ist vielleicht mit Knieschwammerln zu rechnen ... Am "Hochstieg" bei der Schranbachwand gibt es zumindest bei diesem "Sau"-gassen Regenwetter einen tollen Wasserfall - mit Blick auf den "Watzmann" :-)
Nein - es ist natürlich nicht der Watzmann - auch wenn er sehr imposant aussieht - sondern der "Hachlkopf" :-) Danach kommt auch schon der Königssee in Sicht ... doch nicht zu früh gefreut - bis zum See dauert es noch eine Weile :-) Hier am der Schranbachwand gibt es eine Brücke über den Schranbach-Wasserfall. Hier stürzt der Bach hinunter zum Königssee. Man kann ihn vom Schiff - oder von Salet aus sehen.
Der Vierte Teil entlang an der Schrankbach-Wand ist sehr angenehm und moderat. Der Regen strengt sich an, uns doch noch bis auf die Haut zu durchnässen, bevor wir das Schiff erreichen. Jetzt ist es nicht mehr weit - bald sind wir am Königssee unten angelangt. Danach geht es noch durch Flachland bis zum Anlegeplatz der Schiffe. Die satte Farbe des Sees fühlt sich an wie eine frohe Verheißung... es ist herrlich! Auch bei diesem "Hunds"-"Sau"-Wetter :-)

Langsam dringt die Nässe durch die Kleidung und bei den kleinsten Pausen folgt auch sofort die Kälte. Ich hoffe immer noch, dass ich unten am Königssee mein geliebtes Bad nehmen kann. Dieser Wunsch bleibt mir leider verwehrt, doch ein Augenbad in den herrlichen Farben, die durch das besondere Wetter im See hervorgerufen werden, tröstet mich darüber hinweg. Der See erstrahlt in herrlichstem Smaragdgrün. Er sieht aus, als hätte man ihn frisch eingefärbt. Für kurze Momente spiele ich mit dem Gedanken, trotz des starken Regens ein Bad zu nehmen. Aber es schüttet wie aus vollen Kannen und die Vorstellung, nach dem Bad einen 5kg schwereren Rucksack zu schleppen, weil alles durchtränkt ist - hält mich zum Glück davon ab.

Der Weg geht ab hier im flachen Gelände nach St. Bartholomä. Mich verlassen die Kräfte. Wir haben durch das Joggen auf der Strecke fast alle überholt und mehr als eine Stunde aufgeholt. Hier sieht es aus, als wären wir jeden Augenblick da - doch das Stück streckt sich noch eine Weile hin... Nur die Aussicht, endlich ins Warme zu kommen, lässt mich noch einmal Kraft für einen flotten Schritt schöpfen.

In St. Bartholomä am Anlegesteg angekommen, ziehen wir uns als erstes in der Wartehalle um. Entgegen meiner Erwartungen hatte ich noch eine komplette zweite Garnitur Wäsche dabei. Wie gesagt: ich habe nichts umsonst getragen - und bereue kein Gramm, das ich während der 5 Tage mitgeschleppt habe.

Heimfahrt

Wir schaffen die Fahrt mit dem Schiff gegen 14.00 Uhr - und setzen uns in Königssee erst mal auf eine überdachte Bank, wo ich noch ein bisschen die Enten füttere, bis mir neue Ideen einfallen, wie es jetzt weiter geht. Denn an "Trampen" ist gar nicht zu denken. Nachdem der gröbste Schnüreregen aufgehört hat, gehen wir los. Wenig später entdecken wir eine Bushaltestelle, an welcher schon viele Bergsteiger warten. Der Bus soll in 10 Minuten fahren. Wir beschließen mit dem Zug nach Hause zu fahren.
An Nickerchen und Pause ist gar nicht zu denken. Im Bus ist es so eng, dass ich mich gerade so mitsamt dem Riesengepäck auf den Sitz quetschen kann... überglücklich, endlich im "Trockenen" zu sein :-) Wir fahren durch Berchtesgaden. "Wiedersehen - du schönes Berchtesgaden mit deinen herrlichen Bergen!"

Es regnet eisigen Regen - aus Badewannen... Am Straßenrand - auf der Strecke zwischen Berchtesgaden und Bad Reichenhall sitzt eine Gruppe Soldaten - ich denke mir nur: jetzt weiß ich, wie sich das anfühlt - ich bin jetzt im Trockenen - und die sind immer noch da draussen ... und wer weiß, wie lange die das durchhalten müssen. Der sehr wichtige Unterschied ist aber der: ich "wollte" es so... diese Soldaten "müssen" es so!

Im Bus erleben wir eine quietschvergnügte Frau, die uns während der Fahrt auf Trab hält und uns immer wieder versichert, dass sie mit 17 auch so gewesen sei wie wir - und dass wir unbedingt so weitermachen sollten. Im Zug steigen zwei Frauen ein, die mich ebenfalls an Bergwanderer erinnern. Ich spreche sie an, auf welchem Berg sie denn gewesen seien. Die eine schaut mich herausfordernd an und sagt: "Wir?! Wir waren beim Ikea!" Das ganze Zugabteil lacht schallend… Es stellt sich heraus, dass sie mehrere Almen bei Ruhpolding hat - auf welchen man auch eine romantische "Heu-Nacht" mit allen möglichen Schnick Schnacks und Komfort verbringen kann. Jedenfalls bleibt die Fahrt bis zuletzt spannend - wir tauschen mit ihr und noch mit einigen anderen Adressen aus.

Zu Hause erwartet mich viel Arbeit: Fotos herunterladen, Filme und Audio-Dateien mit Aufnahmen von den Murmeltieren, Vögeln, etc. Anschließend zwei Koffer mit Utensilien und Gemüsen, Nüssen und Früchten für mich für die Rohkost-Tage und die Rohkost-Vorführungen auf dem Stripsenjoch packen. Meine platschnassen Sachen zum Trocknen aufhängen, die Schuhe desinfizieren und trocknen - alle Planen und Schlafsäcke zum Trocknen aufhängen. Und zuletzt: Hundemüde in die Koje fallen und wie ein Stein schlafen … denn morgen geht es um 6.00 Uhr in der Früh gleich fröhlich weiter nach Tirol zum Wilden Kaiser :-)


 

Fahrt per Anhalter zum Königssee bei Berchtesgaden

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Königssee-Schiffahrt zur Salet-Alm

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Erste Nacht unter den Sternen am Obersee

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