Presse - Verleihung des José-Lutzenberger-Preises an Gerd Schuster


1. Verleihung der José-Lutzenberger-Preise
12. September 2007 - Information und Pressemitteilung

Im Andenken und im Sinne des 2002 verstorbenen, weit über Lateinamerika hinaus bekannten Ökologen José Lutzenberger, vergibt die Initiative zur Gründung der José-Lutzenberger-Stiftung am 20.Oktober 2007 in der Evangelischen Akademie Iserlohn in Villigst erstmalig zwei mit jeweils 1.000 Euro dotierte Preise. Die Preise werden verliehen an sogenannte Whistleblower, das sind Menschen, die Alarm schlagen und Zivilcourage zeigen und aus Gewissensgründen mit unbequemen Nachrichten an die Öffentlichkeit gegangen sind, die vertuscht werden sollten.

Den José-Lutzenberger-Award 2007 erhält der Journalist und Buchautor Gerd Schuster, der u.a. in Natur und Stern Aufsehen erregende Reportagen geschrieben hat. Er kehrte sich nicht um Gefahren und setzte mehrfach sein Leben aufs Spiel. Immer wieder hat er sich Themen ausgesucht, über die nichts an die Öffentlichkeit gelangen sollte. So zum Beispiel über die "Atomtests in Nevada", oder das "Schicksal der Navajo-Indianer", die beim Abbau von Uran wissentlich der radioaktiven Verseuchung ausgesetzt waren, was für viele den sicheren Tod bedeutete.

Den José-Lutzenberger-Award 2007 erhält ebenfalls der für seine lebensgefährlichen Recherchen, zum Beispiel im internationalen Blut- und Organhandel, bekannte Journalist, Buchautor und Filmemacher Siegfried Pater. Er entlarvte in Zeiten des Kalten Krieges trotz massiver Bedrohung die deutschen Unterstützer der brutalen Massaker der RENAMO in Mosambik, kämpft unerschrocken gegen die weltweiten Machenschaften von McDonald´s und Coca-Cola und lebte während der Recherche für ein Buchprojekt inmitten politischer Unruhen in einer Leprastation in Nepal.

José Lutzenberger, 1926 im südbrasilianischen Porto Alegre geboren, war Sohn deutscher Auswanderer. Er studierte Bodenkunde und Agrarchemie in Brasilien und in den USA. 1957 ging er als Diplom-Landwirt und Techniker der Agrarchemie zur BASF nach Ludwigshafen.

1970 kündigte er aus Gewissensgründen seine hoch dotierte Stelle bei dem Chemiekonzern und kehrte nach Brasilien zurück. Dort wurde er zur Leitfigur der brasilianischen Umweltbewegung und gilt bis heute als der bekannteste Ökologe Lateinamerikas.

1988 erhielt er für seine Verdienste im Kampf um die Erhaltung des Regenwaldes den "Alternativen Nobelpreis" (Right-Livelihood-Award).

Von 1990 bis 1992 war Lutzenberger brasilianischer Umweltminister. Danach bereiste er die ganze Welt und hielt Vorträge u.a. über das ‚Lebewesen' Erde und darüber, wie wir unser eigenes Überleben gefährden, wenn wir sie, um unsere unmäßigen Konsumbedürfnisse zu befriedigen, hemmungslos ausbeuten. Am 14. Mai 2002 starb der große Ökologe, der international für viele Menschen zum Vorbild wurde.

Die von dem Schweizer Theo Locher, Biel, geförderte Initiative wird neben dem jährlich ausgelobten Preis eine José-Lutzenberger-Stiftung aufbauen.

Die Stiftung will sogenannte Whistleblower, Menschen mit Zivilcourage und Mut fördern, die aus Gewissensgründen mit unbequemen Nachrichten an die Öffentlichkeit gehen, um die Natur und den sozialen Frieden zu schützen.

Denn wer brisante Enthüllungen über nicht tolerierbare Gefahren, Risiken oder Korruption öffentlich macht, wer nicht konform geht mit den etablierten Machtverhältnissen und die ‚political correctness' verletzt, braucht Zivilcourage. Er geht ein hohes Risiko ein und setzt seine berufliche Karriere oder gar seine Existenz aufs Spiel, wie dies auch Lutzenberger tat.

Menschen die in diesem Sinne handeln, wird die Stiftung ebenso fördern, wie sie Rahmenbedingungen schaffen will, die solches Handeln erleichtern.


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