FRANZ SUSMAN - KIRCHENHISTORIKER
"Und die Erde wird neu erblühen"



Die Wiederherstellung der Urbotschaft



Wer ist imstande, die Urbotschaft heute wieder herzustellen. so wie der Nazoreer es mit der mosaischen Lehre tat? Seine intellektuelle und moralische Qualifizierung bestand darin, dass er an vielen Orten studierte, in einer Umgebung geboren wurde, die naturgemäß, also gesund, lebte und das er die Wahrheit höher stellte als das eigene Ansehen oder die Bequemlichkeit. Eine solche Qualifikation finden wir bei Jean Antoine Gleïzès.

Durch ihn war dann eine positive Wende im Denken von Richard Wagner, Leon Tolstoi und Mahatma Gandhi möglich. Gleïzès hat den historischen Hintergrund bereinigt. Auf diese Weise war dem Engländer Gideon Jasper Ouseley am Ende des 19. Jahrhunderts der Versuch einer Rekonstruktion möglich. Er hatte die besten Voraussetzungen für die damalige Zeit. Obwohl er die Werke von Gleïzès und Williams wahr-scheinlich nicht kannte, ist auch heute noch an seinem Werk kaum etwas auszusetzen.

Bevor nun die verknöcherten Theologen, Historiker, Bibelgelehrten und andere Pharisäer beginnen, mit Steinen zu werfen, sollten sie selber mit ihrem Leben und historisch beweisen, dass sie einen menschlicheren und vernünftigeren Meister Jeshua kennen. Wenn den Armen und Niedergetrampelten, den Beleidigten und den Verratenen geholfen wird, dann haben wir jeden Grund, dem Erfinder der schönsten Geschichte der Menschheit zu danken.

Das Werk von Gideon Ouseley ist so erdichtet und erträumt gewesen wie nur die größten musikalischen und literarischen Werke, nach der Aussage ihrer Schöpfer, entstanden sind. Alle, wirklich alle großen Werke der Menschheit sind inspiriert - aus den Quellen, die diejenigen einigermaßen kennen, die damit zu tun haben. Wir sind daher dem Autor sehr dankbar. dass er im Jahre 1903 doch noch erzählt hat, wie sein Werk zustande kam. Wer ein so sauberes Leben wie Ouseley führt, kann jederzeit Nützliches für die Menschheit produzieren.
Prof. Eberhard Nestle, (Einf. i.d. Griech. N.T. 4.Aufl. Göttingen 1923) eine Autorität auf dem Gebiet der Kirchengeschichte und der (Evangelien) Urtexte, weist darauf hin, dass die herkömmlichen Evangelien, in dem Augenblick, da das Christentum unter Kaiser Konstantin zur Staatsreligion erklärt wurde, durch sogenannte "correctores" stark verändert und bearbeitet worden seien. Wie kann man da noch von inspirierten, offenbarten Texten sprechen?

Die Botschaft der Zwölf indessen ist ein vollständiges Original-Evangelium, das der allgemeinen Entstellung entging. Denn es wurde sicherheitshalber von den Essenern in ein buddhistisches Kloster in Tibet gebracht.

Dem anglikanischen Geistlichen, Rev. G.J. Ouseley, wurde dieses Buch aus dem aramäischen Urtext ins Englische übersetzt.
(er empfing es in aramäisch). Es wurde aber von keiner Kirche oder Sekte anerkannt.

In der Einleitung zur Botschaft der Zwölf wird dazu angemerkt:

"Es ist eine ungläubige und verdorbene Generation, wie sie es früher war, die nach Zeichen und handgreif-lichen Beweisen verlangt. Es werden keine solchen Zeichen gegeben. Denn wenn auch die wirklichen Schreiber der aramäischen Urschrift von den Toten auferstünden und ihre Urheberschaft bezeugten, so würden ungläubige Kritiker immer noch weitere Zeichen verlangen. Und je mehr solcher. Zeichen geliefert würden, desto mehr noch würden sie verlangen in der Härte ihrer Herzen.
Die Wahrheit ist das Zeichen und das reine Herz wird sie erkennen."

Der größere Teil dieses Evangeliums stimmt mit dem einen oder anderen kanonischen Evangelium im Wesentlichen überein. Daher ist den Leser vielen schon bekannt und jemand, der nur oberflächlich hinschaut, könnte meinen, dass es wenig Neues enthielte. Dem ist aber nicht so. Gerade das, was unbekannt ist, ist so wichtig und wirft oft ein ganz neues Licht auf die bekannten Stellen. Hierdurch wird deutlich, welche wichtigen Lehren aus unseren bekannten Evangelien entfernt worden sind.

Fasst man sie kurz zusammen, so gliedern sie sich in folgende Punkte:

  1. Die Einheit den Lebens umfasst alle Geschöpfe - Tiere ebenso wie Menschen. Alle leben gleichermaßen in einer großen Familie, der Familie Gottes.
  2. Schon aus diesem Grund haben die Menschen die Pflicht, sich des Fleisches und der berauschenden Getränke zu enthalten. (Diese Wahrheit ging dem Buddhismus niemals verloren.)
  3. Der Mensch hat die Pflicht, Tiere vor Misshandlungen zu schützen. In mehreren Beispielen wird in der Botschaft der Zwölf berichtet, wie der Meister eingriff, wenn er Zeuge von Misshandlungen gegen Tiere wurde.
  4. Der Mensch durchläuft Zyklen der Wiedergeburt. Die spirituelle Entwicklung den Menschen geschieht in langen Zeitläufen, daher muss er durch wiederholte Geburten in einen physischen Körper mehrfach auf die Erde zurückkehren" bis er seine Entwicklungsaufgaben vollendet hat.

Bei den ersten drei Lehren ist sehr schnell zu verstehen, warum sie ausgemerzt wurden. Der Beweggrund war die Fleischnahrung, der zu entsagen zu hohe Anforderung an die moralische Stärke des Menschen stellte. Auch war es nicht das erste Mal, dass eine solche Lehre gegeben und dann wieder ausgelöscht worden war.

Das mosaische Gesetz war Jahrhunderte vorher genau in derselben Richtung verfälscht worden.
So lesen wir in der Botschaft der Zwölf:
Als die Priester ihre Blutopfer mit den Worten verteidigten: "Du sprichst gegen das Gesetz," antwortete Jesus: "Gegen Moses spreche ich wahrlich nicht und auch nicht gegen das Gesetz, sondern gegen jene, die sein Gesetz verfälschten."

Nach der Verfälschung des mosaischen Gesetzes wurden Propheten gesandt, um die Juden zur Besserung zu ermahnen, aber sie wurden nacheinander ermordet. Allerdings wurden ihre Grabmäler geschmückt und ihre Schriften aufbewahrt. Immerhin wurden auch dort viele Stellen, die der Gegenstand ihrer Belehrung gewesen war, herausgenommen. Denn auch sie hatten immer gegen die blutigen Opfer gesprochen.
In dem Gleichnis vom Weinberg und den bösen Weingärtnern (Matth. 21,33-46; Mark. 12,1-12; Luk. 20,9-19; und vollständiger noch in der Botschaft der Zwölf 67,1-14) wird deutlich, weswegen die Propheten ermordet wurden.

Obgleich jeder dieses Gleichnis kennt, erfährt man aber erst beim Lesen der Botschaft der Zwölf, was in Wirklichkeit das Vergehen Jesu, war, weshalb die Priesterschaft ihn so hasste: es war seine Unbeugsamkeit in der Frage der Tieropfer.

Sie aber wollten bei ihren blutigen Opfern und ihren Festen bleiben, allen Ermahnungen zum Trotz.

Schlimmer als das aber war, dass sie dem Weltlehrer ein mosaisches Gesetz entgegenhielten, das verfälscht worden war. Das war Gotteslästerung gegen den Heiligen Geist, nicht aber, wie es in unseren Evangelien steht, der Ausspruch, dass er den Teufel durch Beelzebub, den obersten der Teufel austrieb.

"Wer immer den Menschensohn lästert" dem soll es vergeben werden; wer aber den Heiligen Geist fälscht, der lästert ihn und dem kann nicht vergeben worden, weder in diesem noch in dem folgenden Zeitalter, denn er widersteht dem Licht Gottes durch die falschen Überlieferungen der Menschen." (B 12, 45, 7)

Der Sinn ist einfach. Das Karma, welches ein Mensch schafft, indem er vorsätzlich das Werk des Heiligen Geistes behindert und dadurch die Entwicklung vieler Menschen hinauszögert, ist schrecklich und kann in einem Äon nicht wiedergutgemacht werden; die Folgen heften sich für viele Inkarnationen an seine Fersen.

Das "Zeitalter", von dem gesprochen wird, mag den Zeitraum zwischen zwei aufeinander folgenden Erscheinungen eines großen Meisters in der Welt des Menschen bedeuten, oder vielleicht die viel längere Periode, die man eine Wurzelrasse nennt, mit ihren sieben Unterabteilungen, deren jede eine Anzahl von Nationen einschließt. Dies zu verstehen, bedarf es der Beschäftigung mit einer höheren Lehre.

DIE TEMPELAUSTREIBUNG

Als die Ermahnungen der Propheten fehlschlugen, kam der Weltenlehrer selbst, um dem Opfern ein Ende zu machen. Er musste diese Arbeit jedoch zweimal tun. Auf das erste Mal beziehen sich die Stellen bei Matt. 21,12-13; Mk. 11,15-17; Lk. 19,45-48 und Joh. 2,13-17. Das Ereignis wird nicht beschrieben, denn das Hauptmotiv ist in den konstantinischen Evangelien ausgemerzt worden. Die wahre Geschichte findet man in der Botschaft der Zwölf 70,1-8.

Die Vertreibung der Vogel- und Tierhändler aus dem Tempel scheint beim ersten Mal nur geringe Wirkung gehabt zu haben, denn offensichtlich kehrten die Händler kurz nach der Vertreibung wieder auf ihren Stammplatz zurück.
Das zweite Mal aber war der Eindruck bei den Betroffenen stärker und von länger anhaltender Wirkung. Die Wiederholung erfolgte nach seinem Tod" wohl auch deshalb war der Nachhall effektiver.

Man lese im Evangelium der 12 (12:86,1-6)

"Noch am selben Tag, zur Zeit des Opfers im Tempel, da erschien unter den Händlern mit Tieren und Vögeln, einer, in weiße Kleider gehüllt, glänzend wie Licht, in seiner Hand eine Geißel aus sieben Stricken. Und bei seinem Anblick flohen in Schreck jene, die kauten und verkauften, und einige von ihnen fielen nieder wie tot; denn sie erinnerten sich, wie Jesus sie vor seinem Tod aus dem Tempelbezirk auf die gleiche Weise vertrieben hatte. Und einige erklärten, dass sie einen Geist gesehen, anderen, dass sie ihn gesehen hätten, der gekreuzigt worden war, und dass er von den Toten auferstanden sei.

Und die Opfer im Tempel hörten an diesem Tag auf, denn alle waren mit Furcht erfüllt und keiner war zu finden, um zu kaufen oder zu verkaufen, ja eher ließen sie ihre Gefangenen wieder frei.

Und die Priester und Ältesten ließen einen Bericht verbreiten, dass die, die es gesehen hätten, trunken gewesen seien und nichts gesehen hätten. Aber viele versicherten, dass sie ihn mit ihren eigenen Augen gesehen und auf ihren Rücken die Geißel gefühlt hätten, doch ohnmächtig gewesen seien, zu widerstehen; denn als einige Kühnere unter ihnen die Hände ausstreckten, konnten sie die Gestalt, die sie erblickten, nicht ergreifen, noch auch die Geißel fassen, die sie züchtigte. Und von der Zeit an glaubten diese an Jesus, dass er von Gott gesandt war, um die Unterdrückten zu befreien und jene, die gebunden waren, freizusetzen. Und sie wandten sich ab von ihren Wegen und sündigten nicht länger." (86, 1-6)


Bei den Juden soll es eine Überlieferung geben, die aussagt, dass das Opfern im Tempel zur Zeit des Zusammenbruchs von Jerusalem ein Ende fand. Doch ist kein Grund zu sehen, warum die Zerstörung Jerusalems jener Sitte Einhalt hätte gebieten sollen, die ja in einem heiligen Buch der Juden verordnet war. Auch hätten die Opfer ja an einen anderen Ort als Jerusalem weiter stattfinden können.

Indessen war Jesus ausdrücklich gekommen, um diesem Tun ein Ende zu machen.
Dies wird bei drei verschiedenen Gelegenheiten erwähnt. (21,8 - 28,3 - 75,9)

Er war als Reformator des Judentums gekommen.
"Denkt nicht, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten zu zerstören, ich bin nicht gekommen zu zerstören, sondern zu erfüllen."

Aber er wusste, was er dort zu erwarten hatte.

"Jerusalem" Jerusalem" du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein sammelt unter ihrem Flügel; aber du hast nicht gewollt! (Mt 23,37)

In der Botschaft der Zwölf ist eine zweite Klage zu lesen:

"Ich stand in der Mitte der Welt, und im Fleisch wurde ich gesehen und gehört, und ich fand alle Menschen gesättigt mit ihren eigenen Lüsten und trunken von Ihren eigenen Torheiten, und keinen fand ich hungernd oder dürstend nach der Weisheit, die von Gott ist. Meine Seele ist betrübt über die Söhne und Töchter der Menschen, weil sie blind sind in ihrem Herzen, und taub sind in ihrer Seele und meine Stimme nicht hören." (88,5)

Solange die ersten Christen noch die reine Lehre von ihrem Lehrer besaßen, gab es, ähnlich wie in den pythagoreeischen Gemeinschaften einen inneren und einen äußeren Hof. Der innere Hof zählte nur die Eingeweihten zu seinen Mitgliedern. Sie hatten die Lehre des Meisters verinnerlicht und lebten ganz danach.
Der äußere Hof wusste nichts von diesen Einweihungen. Er kannte zwar die Lehre, hatte es aber nicht so eilig sie zu befolgen.

Dazu ein Zitat aus der Botschaft der Zwölf: 92,8

"Wiederum sprach einer zu ihm ... wenn da welche zu uns kommen, die Fleisch essen und berauschende Getränke trinken, sollen wir sie aufnehmen? Und Jesus sagte zu ihm: Lass solche in dem äußeren Hof verweilen, bis sie sich von diesen gröberen Übeln reinigen. Denn bevor sie diese nicht empfinden und bereuen, sind sie nicht fähig, die höheren Mysterien zu empfangen."


Jeder aber, der noch menschlich denkt und in dem das Mitleid noch wach ist, wird es ganz natürlich finden, dass Jeshua sich mit solchem Nachdruck, solcher Liebe und solcher Sorge für den Schutz unserer Jüngeren Brüder einsetzte, wenn er die Enthaltsamkeit vom Fleischgenuss forderte. Das Schlachten der Tiere einzustellen, ist der erste Schritt auf die Menschlichkeit hin.

Zweitausend Jahre sind vergangen, seit den Menschen befohlen wurde, die blutigen Opfer abzuschaffen, aber sie haben es nicht getan. Niemals hat die Welt aufgehört, der Nahrung wegen zu töten. Lieber ist sie dem grausamen Aberglauben gefolgt, dass der Mensch das Fleisch als Nahrung nötig habe. Abgesehen von der Unmenschlichkeit ist das Tieressen auch in anderer Einsicht ein Hindernis, seine spirituellen Kräfte zu entwickeln, denn es reizt den emotionellen Körper derart, dass er sich des geschlechtlichen Verlangens und der Sucht nach berauschenden Getränken nur schwer enthalten kann. Das Schlachthaus und das Wirtshaus unterstützen sich somit gegenseitig. Hier sei nicht der sexuelle Akt schlechthin angesprochen, sondern vielmehr die Tatsache, dass ein Mensch, der sich dem Tiergenuss hingibt, mit dem drängenden Trieb seines sexuellen Verlangens nicht mehr umgehen kann.

Für jeden Menschen wird die Zeit kommen, wo er fähig sein wird, die Botschaft der Zwölf auf ihren Wahrheitsgehalt hin richtig einzustufen, sei es in diesem irdischen Leben oder in einer künftigen Inkarnation.

Zahllose Menschheiten waren vor uns und haben zur Wahrheit gefunden und viele Menschheiten werden nach uns lernen, worauf es im Leben ankommt.

Unsere eigene Menschheit ist nur eine aus einer endlosen Reihe von Menschheiten, die unaufhörlich durch die niederen Reiche heraufkommen und weitergehen - zu übermenschlichen Reichen. Ebenso wie unser Sonnensystem nur eines von unzähligen Sonnensystemen ist, die immerwährend geschaffen, erhalten und zuletzt wieder in die höhere Materie aufgelöst werden, aus der sie aufgebaut wurden.